Entscheidung in Köln und Berlin :
Eine Messe für Deutschland

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Die Fine Art Fair Frankfurt wird in diesem Jahr nicht stattfinden und in Köln ist die Art Cologne bis dato führungslos. Selbst für Berliner Galerien ist das Art Forum kein Pflichttermin. Wohin nur führt diese Entwicklung?
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Es hat sich inzwischen herumgesprochen: Die Fine Art Fair Frankfurt ist nicht mehr. Jedenfalls vorerst. Diese Stadt scheint einfach keine Kunstmesse zu brauchen oder zu wollen. Jedenfalls kann sie offenbar keine ernähren, schon seit Jahrzehnten nicht, in immer anderen Varianten. Begrüßenswert schnell und professionell zogen deshalb die Messe Frankfurt und der Messechef Michael Neff gemeinsam die einzig senkrechte Konsequenz, Schluss damit. Im ganz großen Maßstab, allerdings mit bedeutend weniger Stil, läuft das alternative Programm dazu nun schon seit Monaten in Köln. Mit einem weiteren, einem entscheidenden Unterschied zu Frankfurt: In Köln wird gerade eine 1967 als erster Kunstmarkt überhaupt gegründete Traditionsmesse ruiniert, genauer gesagt die deutsche Messe für moderne Kunst schlechthin.

Kölner Nachfolgefrage ungeklärt

War da vor einer Woche noch ein Silberstreif am Horizont, so herrscht jetzt völlige Düsternis: Der gescheiterte künstlerische Direktor Gérard Goodrow ist inzwischen geschasst; die Wunschkandidatin für seine Nachfolge aus Basel hatte schon zuvor abgewinkt (man kann sie verstehen). Der Geschäftsführer der Kölner Messegesellschaft Oliver P. Kuhrt hat ein echtes Problem. Zweieinhalb Monate bevor die Art Cologne stattfinden soll, steht er ohne personelle Alternative da. Ohne die Art Cologne wäre nichts mehr wie früher. Allerdings ist auch in Köln nichts mehr wie früher. Die wichtigen (auch die mächtigen) Galeristen der Stadt sind auf dem Exodus. Sie ziehen ins gelobte Berlin, zwar ohne Hinterland, aber mit Charisma. Dort herrscht auch nicht reine Eintracht. Feinsinnig veranstalten 35 kapitale Galerien Anfang Mai ihre eigene Party als "Gallery Weekend Berlin".

So wie die Dinge momentan (noch) stehen, wird bei den meisten von ihnen das Art Forum, Berlins Kunstmesse im Herbst, vergeblich auf eine Anmeldung warten. Denn diese Gruppe muss gar nichts, weil sie in der internationalen Liga spielt. Schon gar nicht auf deutschen Messen erscheinen, sei es in Berlin, sei es in Köln. Und ganz bestimmt nicht in Düsseldorf bei jener Neugründung "dc duesseldorf contemporary" mit Gruner + Jahr-Appeal und -Kapital. Nicht zufällig macht zurzeit ein Begriff steile Karriere: "Premium-Messe" ist ein scheußliches Wort, eher in der kleinen Welt gewisser kunstenthusiasmierter Anzugträger zu verorten. Aber es trifft den Kern der Sache. Es geht jetzt um viel mehr als um ein paar weitere Rochaden. Um es ganz deutlich zu sagen: Es geht um Deutschland als Kunstmesse-Standort von internationalem Format. Basel, Paris, London, Madrid heißt hier die europäische Peer-Group. In Köln und Berlin wird sich das Schicksal entscheiden.

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