Gallery Weekend in Berlin : Die Stadt, die Kunst und die Karawane
Man kann ja nicht sagen, dass es langweilig würde mit der Kunst in diesem Frühjahr. Neben die Art Cologne baut sich, ebenfalls weiter erstarkt, die Art Brussels auf. Auch die Kölner Galerien haben aufgerüstet anlässlich ihrer unübersehbar in die Gänge gekommenen Traditionsschau, überhaupt erhebt das Rheinland erneut sein Haupt. Und das kommende Wochenende gehört dann wieder einmal ganz und gar - Berlin. Zum sechsten Mal findet dort das Gallery Weekend statt, vom 30. April bis zum 2. Mai, was vor allem bedeutet, dass die beteiligten Galerien am Samstag, den 1. Mai, und am Sonntag, den 2. Mai, von 10 bis 19 Uhr geöffnet haben werden.
Aber die Präliminarien laufen natürlich schon Tage zuvor an, und ganz Berlin erwartet mindestens halb Amerika, außerdem auch Gäste aus anderen globalen Regionen, die sich in jüngster Zeit als kunstkauffreudig und -mächtig erwiesen haben. All diesen - erhofften - Besuchern bereiten die Teilnehmer, das muss schon gesagt werden, den einer Hauptstadt würdigen Empfang.
Es sind jetzt vierzig Galerien im Feld, also nochmal eine Handvoll mehr als im vergangenen Jahr - und das in einem Weichbild, in dem auch ausgewiesene Kenner sich nur noch auf die Mengenangabe „ein paar hundert Galerien“ einlassen mögen. Besagte vierzig aber sind einmal mehr von den sechs Gesellschaftern des Unternehmens kooptiert worden, das vor ein paar Jahren Max Hetzler, Tim Neuger und Esther Schipper ins Leben riefen, zu denen Martin Klosterfelde, Claes Nordenhake und Alexander Schröder (Galerie Neu) hinzukamen.
Die fraglos zündende Idee dahinter war es, eine Alternative zur erschlafften Messepräsentation zu schaffen - nämlich eine Ausweitung der Kunstkaufzone, eine urbane Extension des Kunstgeschehens. Durch die rigide Auswahl und Beschränkung der Teilnehmerzahl war und ist ein Elitegedanke formuliert (der naturgemäß niemals unanfechtbar sein kann); die Angelegenheit kostet zudem jeden der Galeristen einen fünfstelligen Beitrag in die Gemeinschaftskasse.
Nun ist es inzwischen aber so, dass sich buchstäblich die gesamte Berliner Szene an das Gallery Weekend drangehängt hat: Es gibt praktisch keine Galerie, die nicht ihre aktuellen Informationen mit „Anlässlich des Gallery Weekend . . .“ einleiten würde. Das schafft eine gewisse basisdemokratische Atmosphäre, die sehr gelassen zu nehmen ist: Eben Hauptweg und Nebenwege, um das einmal mit Paul Klee zu formulieren. Es lohnt sich jedenfalls, mit der Karawane zu ziehen.