Kunsthandel :
Der Galerie Thomas droht ein Strafverfahren

Von Brita Sachs
Lesezeit: 2 Min.
Einst Treffpunkt von Kunstkennern in München: die Galerie Thomas
Es ist ein Ende mit Schrecken für eine Münchner Institution: Gegen die insolvente Münchner Galerie Thomas wurde Strafanzeige erstattet. Wie konnte es soweit kommen?
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Der Niedergang der Münchner Galerie Thomas nimmt unaufhaltsam ihren Lauf: Zum 1. Januar wurde das endgültige Insolvenzverfahren eröffnet, woraus zu schließen ist, dass Versuche des Insolvenzverwalters scheiterten, das in dramatische finanzielle Schieflage geratene Unternehmen zu verkaufen. Seit vergangenem Herbst ermittelt zudem die Staatsanwaltschaft gegen den Galeristen Raimund Thomas und seine Tochter Silke Thomas. Mutmaßlich Geschädigte, die der Galerie Kunstwerke zum Verkauf anvertrauten, erstatteten Anzeige, weil sie trotz Veräußerung kein Geld erhalten haben sollen.

Glück hatten all jene, die ihre Werke zurückbekamen, etwa die Sammler, die der Galerie Fernand Légers „Composition orange et noir“ in Kommission gaben. Die setzte das Gemälde 2024 noch auf den Titel ihres kleinen Sommerkatalogs. Nun konnten es die Eigentümer in der Dezemberauktion bei Karl & Faber erfolgreich versteigern lassen.

Raimund Thomas eröffnete seine Galerie 1964. Er zählte zu den Mitbegründern des Kölner Kunstmarkts, der heutigen Art Cologne, und war einer der fünf Händler, die 1986 das Berliner Auktionshaus Grisebach gründeten. Mit ihrem stattlichen Programm an Klassischer Moderne sowie zeitgenössischer Kunst fehlte die Galerie Thomas auf keiner wichtigen Messen. Ihr Abgang ist ein herber Verlust für den Standort München.

Rätselhaft bleibt, wie es dazu kommen konnte – sogar für einen ehemaligen Mitarbeiter. Kann es sein, so dessen im Gespräch geäußerte Überlegung, dass die Galerie über Jahre hinweg mit Kommissionsware hohe Gewinne einfuhr, die Margen aber mit zunehmender Transparenz des Marktes schrumpften und die Einnahmen es irgendwann nicht mehr hergaben, über die größer werdenden Löcher hinweg zu jonglieren? Das Unvermeidliche früher zu akzeptieren, hätte der Galerie ein unrühmliches Ende erspart und den Galeristen möglicherweise ein Strafverfahren.

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