Nachschlag für Aktionäre : Finanzinvestoren nehmen Stada von der Börse

Der Pharmakonzern Stada wird nach fast 21 Jahren an der Börse bald vom Kurszettel verschwinden. Für die verbliebenen Kleinaktionäre hat sich das Warten gelohnt.
Die Finanzinvestoren Bain und Cinven wollen den Grippostad-Hersteller Stada nach der Übernahme von der Börse nehmen, wie sie am Montag in Frankfurt mitteilten. Die Beteiligungsgesellschaften kündigten eine Offerte an, die fast ein Viertel höher ist als der Preis, für den sich die beiden im vergangenen Jahr 65 Prozent der Anteile gesichert hatten. Zugleich setzen Bain und Cinven den Aktionären aber die Pistole auf die Brust. Denn mit dem Angebot über 81,83 Euro – den Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate – ist der Rückzug von Stada von der Frankfurter Börse verbunden. Wer die neue Offerte nicht annimmt, kann seine Papiere danach nicht mehr am Markt verkaufen.
Es ist der dritte Anlauf, den Bain und Cinven nehmen, um die übrigen Stada-Aktionäre loszuwerden. Ein Angebot vom Frühjahr über 74,40 Euro war ins Leere gelaufen, weil die Stada-Papiere an der Börse stets teurer verkauft werden konnten. Am Montag lagen sie bei 81,70 Euro. Von der Aufstockung der Offerte profitiert allen voran der amerikanische Hedgefonds Elliott, der zu dem höheren Preis sein gesamtes Aktienpaket von mindestens zwölf Prozent an die Stada-Mehrheitseigentümer verkauft. Bain und Cinven müssen damit rund 350 Millionen Euro mehr für den Grippostad-Hersteller aus Bad Vilbel bei Frankfurt ausgeben als geplant. Mit ihrer fünf Milliarden Euro schweren Offerte über 66,25 Euro hatten sie nur 65 Prozent der Aktien eingesammelt.
Mit dem Rückzug von der Börse profitieren Bain und Cinven von einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) von 2014. Seither haben Aktionäre eines börsennotierten Unternehmens kein Recht mehr darauf, dass sie ihre Anteilsscheine auch weiterhin an der Börse handeln können. Zahlreiche Firmen haben die Möglichkeit zu einem Delisting genutzt, bisher aber keines mit einem so hohen Streubesitz von 35 Prozent.
Dass Bain und Cinven Stada von der Börse nehmen wollen, kommt nicht überraschend: Sie hatten den Pharmakonzern im Juni schon aus dem MDax entfernen und in einem niedriger regulierten Segment notieren lassen. Stada ist seit Ende Oktober 1997 an der Börse gelistet.