Keine Angst vor der Zukunft :
Das Prinzip Hoffnung an der Börse

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Trotz der schwierigen geopolitischen Aussichten überwog in dieser Woche im Dax die Zuversicht. Doch Experten warnen, dass dieses Börsenjahr holpriger werden könnte.
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Der Dax kannte in dieser Woche, getrieben von mehreren positiven Nachrichten, nur eine Richtung: aufwärts. Die Korrektur vom Wochenbeginn war schnell vergessen. Am Mittwoch erhielt der deutsche Leitindex frischen Schwung von den Inflationsdaten aus den USA. Die Kerninflation war im Dezember überraschend von 3,3 Prozent auf 3,2 Prozent gesunken. Diese Entwicklung dämpfte die Sorge vieler Anleger, dass die US-Notenbank Fed in diesem Jahr ihren Zinssenkungskurs stoppen oder perspektivisch vielleicht sogar den Leitzins anheben könnte.

„Diejenigen, die Zinssenkungen in diesem Jahr durch die US-Notenbank schon abgeschrieben und sich von ihren Aktien getrennt hatten, wurden auf dem völlig falschen Fuß erwischt“, sagte Marktstratege Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Während kurzfristig nach wie vor keine Leitzinssenkungen zu erwarten seien, stünden die Chancen mittelfristig dagegen gut. RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar mahnte dagegen zur Vorsicht: „Bleibt abzuwarten, wie die ersten Töne aus dem Weißen Haus dann bei den Anlegern ankommen.“

An der Wall Street dagegen waren die Inflationsdaten schnell vergessen. Dort wartet alles auf die Amtseinführung von Donald Trump am Montag. Mit seinen Zolldrohungen sorgte er zuletzt für viel Verunsicherung unter Anlegern. Fachleute rechnen damit, dass seine Pläne zur Zollpolitik und zur Lockerung der Fiskalpolitik inflationstreibend wirken und den Spielraum für weitere Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed einschränken dürften. Der Dollar-Index, der in den vergangenen Monaten stark gestiegen war, notierte wenige Tage vor der Amtseinführung Trumps leicht schwächer bei 109,1 Punkten.

Es könnte ungemütlich werden

Der Dax dagegen honorierte die Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten mit neuen Höchstständen. Er kletterte zwischenzeitlich auf 20.891 Punkte. Damit steht nach zwei vollen Handelswochen bereits ein Plus von rund fünf Prozent an der Tafel. Doch Vorsicht: Der Regierungswechsel in den USA dürfte zusammen mit den anstehenden Wahlen in Europa sowie den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten dafür sorgen, dass es 2025 an den Börsen ungemütlicher werden könnte als im vergangenen Jahr.

„Das Börsenjahr 2024 war viel zu ruhig“, warnt Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland, und verweist auf den von der Deutschen Börse berechneten Dax-Volatilitätsindex. Dieser misst die vom Markt erwartete Intensität zukünftiger Preisschwankungen. Je höher der Wert, umso größer die erwarteten Kursschwankungen. Nach Zahlen der Société Générale lag das sogenannte „Angstbarometer“ im vergangenen Jahr nur an insgesamt drei Börsentagen über einem Wert von 20 – aktuell steht es bei 14 Punkten. „2024 spiegelt nicht das normale Schwankungsverhalten des Aktienmarktes wider“, so Winkler. „Anleger sollten davon ausgehen, dass 2025 mit großer Wahrscheinlichkeit wieder volatiler und schwankungsintensiver sein wird, damit aber nur in den Normalzustand zurückkehrt.“

Doch noch lassen sich europäische Anleger von den globalen Unsicherheitsfaktoren nicht beeindrucken. Anschub gaben dem deutschen Leitindex in dieser Woche mehrere Autowerte und die Rheinmetall -Aktie, zweifellos ein Profiteur der aktuellen globalen Unsicherheit. Auf Wochensicht stieg die Rüstungsaktie um 6,5 Prozent auf rund 692 Euro und bewegt sich damit, getrieben von den Verteidigungsinvestitionen westlicher Staaten, allmählich auf die 700-Euro-Marke zu.

In dieser Woche hat das Unternehmen sein neues Flugabwehr-System Skynex an Italien und damit erstmals komplett an einen NATO-Staat verkauft. Der Vertrag mit Rom könnte sich als Türöffner für Flugabwehr-Geschäfte mit anderen NATO-Staaten erweisen. Noch gilt unter Anlegern also das Prinzip Hoffnung. Ob und wann sich diese Hoffnung in Angst verwandelt, bleibt bis auf Weiteres abzuwarten.

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