Wirtschaftlicher Aufstieg :
Indiens neue Finanzdemokratie

Hendrik Ankenbrand
Ein Kommentar von Hendrik Ankenbrand
Lesezeit: 1 Min.
Ein Slum und Hochhäuser in der indischen Metropole Mumbai
In Indien sollen nun auch die Ärmsten zu Anlegern werden – und so am wirtschaftlichen Aufstieg ihres Landes verdienen. Das ist gut so.
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Dass Hunderte Millionen Armer durch die Wunder des Finanzmarkts am Aufstieg ihrer Länder verdienen: Das ist nicht nur der Traum von Indiens Regierung. Es war auch der Plan der Kommunisten in Peking, die 2015 chinesische Kleinanleger mit aller Propagandamacht an die Börse drängten, worauf der Markt zusammenbrach. Bis heute haben sich die Kurse in der Volksrepu­blik von dem Schock nicht mehr erholt. Ihr Geld stecken die Chinesen wie zuvor in Immobilien, was sich inzwischen als ebenfalls nicht nachhaltige Anlagestrategie herausgestellt hat.

Im Vergleich mit dem Nachbarn machen es die Inder besser. Bei dem Vorhaben, die Mindesteinlage für Anlagefonds auf ein paar Rupien zu senken, geht es erkennbar nicht darum, angesichts zunehmender wirtschaftlicher Probleme die Märkte mit frischem Geld aufzupumpen und die Preise auf Rekordkurs zu halten. Stattdessen geht es um das als „finanzielle Inklusion“ bezeichnete Training von vielleicht 50 Millionen, vielleicht auch 100 Millionen Menschen, für die Geldanlage bisher ein Fremdwort war, weil es für sie kaum Geld anzulegen gab.

Nicht nur die Profiteure vom Aufstieg, auch die Zukurzgekommenen sollen lernen, ein Gefühl für Risiken zu entwickeln. Das ist bisher nicht sehr ausgeprägt in einem Land, das bereits heute Weltmeister im Derivatehandel ist und dabei laut Statistik im Fall von neun von zehn Anlegern Verluste einfährt. Zu lernen, dass Wunder an der Börse selten sind, macht Indien nur stärker.

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