Prozessauftakt in Duisburg : Ein Rocker, ein Clanmitglied und 16 Schüsse

Nach einem blutigen Konflikt zwischen Rockern und Clanmitgliedern in Duisburg im Mai 2022 müssen sich zwei mutmaßliche Haupttäter vor Gericht verantworten. Insgesamt wird gegen rund 50 Personen ermittelt.
Unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen hat am Mittwoch vor dem Landgericht Duisburg der Prozess um eine blutige Auseinandersetzung zwischen Rockern und Mitgliedern eines türkisch-libanesischen Clans begonnen. Anfang Mai vor zwei Jahren hatten auf dem Hamborner Altmarkt in Duisburg rund 100 Rocker der Hells Angels und Angehörige eines schon länger polizeibekannten Clans zunächst wild aufeinander eingeprügelt. Kurz darauf fielen Schüsse, durch die vier Menschen verletzt wurden.
Nach intensiven Ermittlungen konnte die Staatsanwaltschaft zwei 39 Jahre alte deutsche Staatsbürger wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs anklagen. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter – der eine ist Rocker, der andere Clanmitglied – sollen insgesamt 16 Schüsse abgegeben haben.
Bisher hat das Landgericht bis Ende Juli Hauptverhandlungstermine geplant. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen parallel die Ermittlungen gegen weitere 49 Personen, die an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein sollen. Anlass für die Eskalation soll gewesen sein, dass die Hells Angels ein Clanmitglied aus ihren Reihen ausgeschlossen hatten.
Rockerklub für illegale Geschäfte
Schon seit einiger Zeit beobachten Sicherheitsbehörden, dass sich das in Rauschgiftgeschäfte, illegale Prostitution und Menschenhandel verwickelte Rocker- und das kriminelle Clanmilieu vielerorts überschneiden. In Bremen führte ein Mitglied des Miri-Clans sogar zeitweise einen Rockerklub, um ihn gezielt für illegale Geschäfte einsetzen zu können.
Sowohl gegen Rocker- wie auch gegen Clankriminalität gehen die Behörden seit Jahren intensiv vor. Immer wieder kommt es zu Verboten von Rockerklubs wie im August 2022, als das Bundesinnenministerium den Verein United Tribuns auflösen ließ.
Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamts Düsseldorf gibt es in Nordrhein-Westfalen aktuell rund 890 Mitglieder sogenannter Outlaw Motorcycle Gangs. Vor wenigen Jahren hatten die Sicherheitsbehörden rund 2000 Rocker gezählt. Damals verliefen die Konfliktlinien noch anders: Die Hells Angels und die mittlerweile verbotenen Bandidos lieferten sich vor allem auch in Duisburg blutige Revierkämpfe.