Philipp Burger von Frei.Wild : „Ich war sicher alles andere als heilig“

Philipp Burger sorgt mit seiner Band Frei.Wild für Diskussionen. Im Interview spricht er über patriotische Lieder, seine Vergangenheit als Skinhead, gesellschaftliche Spaltung und seinen Bock aufs Leben.
Wenn ich meine Gedanken in diese Zeit zurückdrehe, sehe ich einen Bolzplatz am Schulhof – und zwei Gruppen von jungen halbstarken Typen. Sie hören aggressive Musik, mit Walkman-Kopfhörern, an denen sie teilweise zu zweit hängen. Die einen sind fußballmäßig Deutschland-Fans, die anderen Italien-Fans. Bei den einen spricht man zu Hause nur Südtiroler Dialekt, bei den anderen nur Italienisch. Beide Gruppen nutzen die von den Eltern und Großeltern erzählten Geschichten, auch die ihrer Brüder und Freunde, um der anderen Gruppe gegenüber ihre Abneigung zu zeigen. Die Zeiten der sogenannten Option, als Südtirol zum Spielball zwischen dem faschistischen Italien und Nazi-Deutschland wurde, haben Spuren hinterlassen, schwierige Zeiten, in denen etwa die Familie meines Opas Angst haben musste, von Mussolinis Regierung den Hof enteignet zu bekommen und zum Beispiel nach Süditalien deportiert zu werden. Jeder der Schulhofjungs sah sich im richtigen Rudel, im Rudel der Überlegenen, dazu große Fresse – und die Fäuste landen da, wo es wehtut.
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