Franken-Fastnacht : Söder kommt als Bismarck, Schulze als Barbie

Politik mal anders: Bei der Franken-Fastnacht setzen Politiker mit ihrer Verkleidung Zeichen. Was wollen sie uns dieses Jahr mit ihren Kostümen sagen?
Auch in diesem Jahr wurde wieder mit besonderer Spannung erwartet, in welchem Kostüm die Führung der bayerischen SPD nach Veitshöchheim zur „Fastnacht in Franken“ kommen würde. Während SPD-Chef Florian von Brunn 2023 im Bergsteigerkostüm als Gipfelstürmer verblüfft hatte, erschien er dieses Mal – als Barbie!
An seiner Seite kam seine Ko-Vorsitzende Ronja Endres natürlich als Ken. Bemerkenswert war, dass sich auch die Grünen für das Duo Barbie und Ken entschieden hatten, allerdings einen Tick weniger progressiv, nämlich in der klassischen Rollenverteilung: Fraktionschefin Katharina Schulze als Barbie, ihr Stellvertreter Johannes Becher als Ken. Mutmaßungen, es könnte eine Absprache zwischen den linken Oppositionsparteien gegeben haben, widersprach von Brunn gegenüber der F.A.Z.

„Grundsätzlich verrät man sich gegenseitig die Kostüme nicht.“ Auf die Frage, ob er die original Barbie von Mattel oder die Figur aus dem gleichnamigen Film von Greta Gerwig dargestellt habe – was unter feministischen Aspekten opportuner wäre –, sagte von Brunn: „Der Film hat uns auf die Idee gebracht.“ Als Grund für den Rollentausch nannte er nicht die Genderfluidität, die in Veitshöchheim traditionell hochgehalten wird, sondern sagte nur: „Einen Rollentausch fanden wir lustiger.“

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger tauscht hingegen maximal mit seinem Bruder, aber ansonsten bleibt er sich treu, auch im Fasching. Was er in Veitshöchheim am Leib hatte, ließ sich als Statement für ehrliche Leistungsträger aller Art lesen. Dazu passte, dass er nach der Veranstaltung sofort wieder im Kreis von vor der Halle demonstrierenden Bauern posierte.

In Veitshöchheim an Aiwangers Seite: Fabian Mehring, einer der profiliertesten Digitalminister in der Geschichte Bayerns, der dem Fax den Garaus machen will, womöglich, weil er so immer wieder den Spruch „Dr. Mehring hat das Faxen dicke“ bringen kann – munkelt man zumindest in der CSU. Jedenfalls war seine Kostümierung als „Anti-Fax-Punk“ (statt „Antifa-Punk“) einer der Hingucker des Abends.
Gewisses Interesse erregte nicht zuletzt das Kostüm Markus Söders, des bayerischen Ministerpräsidenten. Er kam als Reichskanzler Otto von Bismarck. Sogleich schossen Spekulationen ins Kraut, er signalisiere damit, dass er doch Kanzler werden wolle. CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek, der eigenes Profil an der Seite von Söder zeigen will, ließ kantig wissen: „Politische Klugheit und strategischer Weitblick verbinden Markus Söder und Otto von Bismarck: ein perfektes Kostüm!“ Ein Satz des Reichskanzlers passe besonders: „Die Fähigkeit zu warten, während die Verhältnisse sich entwickeln, ist eine Vorbedingung praktischer Politik.“
Man konnte das so lesen, dass sich die Verhältnisse noch so entwickeln werden, dass in Deutschland nach einem ehrlichen Makler wie Söder gerufen wird und dieser sich den Rufen nicht mehr verschließen kann. Aber das ist natürlich karnevalistischer Klamauk, denn Söder hat ja schon klargestellt, dass sein Platz in Bayern sei.
