Flüchtlingspolitik :
Merkel für „Willkommenspolitik“ geehrt

Von Claudia Bröll, Kapstadt
Lesezeit: 2 Min.
Angela Merkel (Aufnahme vom Juni 2022)
In Deutschland mag ihre Flüchtlingspolitik noch immer umstritten sein, doch in Afrika wird Angela Merkel weithin verehrt. Jetzt hat sie in der Elfenbeinküste den UNESCO-Friedenspreis überreicht bekommen.
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Es ist ein Bild wie aus vergangenen Zeiten: Angela Merkel ist am Dienstagabend am Flughafen von Yamoussoukro in der Elfenbeinküste von zahlreichen Würdenträgern herzlich empfangen worden. Entlang der Hauptstraßen der ivorischen Hauptstadt hingen Plakate, auf denen die Altkanzlerin in blauer Jacke und mit Rauten-Geste zu sehen war. „Akwaba Mme Angela Merkel“ stand darunter. Akwaba heißt „Willkommen“ in der lokalen Akan-Sprache.

Die frühere Bundeskanzlerin, die auf dem afrikanischen Kontinent von vielen bewundert wird, reiste zur Verleihung des Félix-Houphouët-Boigny-UNESCO-Preises für Friedensforschung in das westafrikanische Land. Sie erhielt die Auszeichnung am Mittwoch für die „Willkommenspolitik“ während ihrer Amtszeit.

„Alle Jurymitglieder waren berührt von ihrer mutigen Entscheidung, 2015 mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, Irak, Afghanistan und Eritrea, aufzunehmen. Das ist das Vermächtnis, das sie hinterlässt“, teilte Denis Mukwege mit, der Vorsitzende der Jury und Friedensnobelpreisträger 2018. „Frieden schaffen heißt auch, den Leidenden die Türen zu öffnen“, sagte UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay, die den Preis übergab. Die Entscheidung der Jury sei eine Erinnerung daran, dass der Umgang mit Migranten und Flüchtlingen ein zentrales Anliegen sei.

Preis mit 150.000 Dollar dotiert

Schon im Mai vergangenen Jahres war die Verleihung des Preises an Merkel beschlossen worden. Zum ersten Mal war er 1991 Nelson Mandela und F. W. de Klerk verliehen worden, die zwei Jahre später auch den Friedensnobelpreis für den friedlichen Übergang zur Demokratie in Südafrika erhielten. Zu den früheren Preisträgern gehören zudem Jitzhak Rabin, Schimon Peres, Jassir Arafat sowie Jimmy Carter, François Hol­lande und der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

Der Friedenspreis war 1989 durch einstimmigen Beschluss der UNESCO-Generalkonferenz auf Initiative von 120 Ländern geschaffen worden. Er ist benannt nach dem ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, der den Staat von 1960 bis zu seinem Tod 1993 führte. Der Preis ist mit 150.000 Dollar dotiert und besteht aus einer Goldmedaille und einer Urkunde.

Am Mittwoch erhielt zudem die Vorsitzende der Organisation „Frauensolidarität für Frieden und integrale Entwicklung“, Julienne Lusenge, eine Ehrenerwähnung für ihren Einsatz für Frauen, die in Kongo Opfer sexueller Gewalt wurden. An dem Festakt in den Stiftungsräumen nahmen die amtierenden Präsidenten der Elfenbeinküste und Senegals, Alas­sane Ouattara und Macky Sall, sowie frühere Staatslenker, Preisträger und Diplomaten teil.

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