Prozess in New York :
Wer ist der Richter bei Trumps Anklageerhebung?

Von Sofia Dreisbach, Washington
Lesezeit: 2 Min.
Gerichtszeichnung von Richter Juan Merchan aus einer Verhandlung über die Trump Organization am 6. Dezember 2022
Der erfahrene New Yorker Richter Juan Merchan hat schon häufiger mit Fällen aus Donald Trumps Umfeld zu tun gehabt. Selbst Gegner im Gerichtssaal sagen über ihn, er sei effizient und respektvoll im Umgang.
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Über Richter Juan Merchan heißt es, er sei ein Mann klarer Worte. Als er im Januar den früheren Finanzchef der Trump Organization, Allen Weisselberg, wegen Steuerbetrugs zu fünf Monaten auf Bewährung verurteilte, sagte er im Gerichtssaal, er werde nicht von der getroffenen Vereinbarung abweichen. „Obwohl ich glaube, dass eine härtere Strafe angesichts der Beweislage angemessen wäre.“

Und noch bevor der Tag der Anklageerhebung gegen Donald Trump gekommen war, machte Merchan öffentlich deutlich, von welcher Bedeutung dieser Fall ist – und dass er kein Spektakel in seinem Gerichtssaal dulden wird.

Es könne nicht bestritten werden, dass es „um eine Angelegenheit von erheblicher Bedeutung geht“, schrieb der 60 Jahre alte Merchan in einer Stellungnahme am Montagabend. Schließlich habe die erste Anklage eines früheren oder amtierenden amerikanischen Präsidenten ein beispielloses Interesse hervorgerufen.

Kein vorgezeichneter Weg in die Justiz

Die Öffentlichkeit hungere förmlich nach Informationen. Trotzdem habe er sich angesichts der „konkurrierenden Interessen“ dagegen entschieden, eine Liveübertragung der Anklageerhebung zuzulassen. Ein Fingerzeig wohl auch in Richtung Trumps, der zuvor behauptet hatte, der Richter „hasse“ ihn.

Merchan ist ein erfahrener Richter. Der gebürtige Kolumbianer hat 17 Jahre Berufserfahrung, ist seit 2009 Richter des Obersten Gerichtshofs von New York. Nicht nur Weggefährten sprechen ihm öffentlich Anerkennung für seine Gesetzestreue aus, auch Weisselbergs Anwalt etwa lobte Merchan jüngst als „effizient“ und respektvoll im Umgang – öffentlich wie hinter verschlossenen Türen.

Merchans Weg in die Justiz war keineswegs vorgezeichnet. Er kam mit sechs Jahren mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten und wuchs im New Yorker Stadtteil Queens auf. Freunde berichteten der „New York Times“ im vergangenen Jahr, er habe seinen ersten Job mit neun Jahren gehabt und für ein Taschengeld Lebensmittel ausgetragen.

Während des Studiums arbeitete er demnach in einem Restaurant und als Nachtmanager eines Hotels. 1994 dann erwarb Merchan einen Abschluss in Rechtswissenschaften an der Hofstra University. Nach fünf Jahren in der Staatsanwaltschaft von Manhattan ernannte ihn der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg im Jahr 2006 zum Richter am Familiengericht.

Dass Merchan in seiner Arbeit nicht holzschnittartig, sondern besonnen vorgeht, zeigt auch sein Engagement als Vorsitzender des Gerichts für psychische Gesundheit in Manhattan. Das Programm ist darauf ausgelegt, Angeklagten mit psychischen Erkrankungen eine angemessene Betreuung und Behandlung zukommen zu lassen.

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