Schengenraum : Zur Not wieder Grenzkontrollen

An den Landgrenzen von Bulgarien und Rumänien könnten demnächst die Kontrollen fallen. Geopolitisch wäre das ein Gewinn für die EU, migrationspolitisch ein Wagnis.
Dass Österreich Anstalten macht, seinen Widerstand gegen den vollständigen Beitritt Bulgariens und Rumäniens zum Schengenraum aufzugeben, ist vornehmlich innenpolitischen Entwicklungen geschuldet. Die Wahl ist vorbei. Die ÖVP kann es sich leisten, weniger Rücksicht auf die migrationsfeindlichen Töne aus der FPÖ zu nehmen.
Für die weitere Integration der beiden Länder in die EU wäre die volle Schengen-Mitgliedschaft hilfreich, daran kann es keinen Zweifel geben. In Südosteuropa, wo die Europäer mit Russland und China um Einfluss ringen müssen, sind die beiden relativ jungen Mitgliedstaaten auch ein geopolitisches Standbein der EU.
Freies Reisen im See- und Luftverkehr
Allerdings käme dieser Schritt zu einem heiklen Zeitpunkt für den Schengenraum. Das freie Reisen im See- und Luftverkehr, an dem Bulgarien und Rumänien schon teilnehmen, war nie das wesentliche Problem. Es geht um die Landgrenzen, an denen die Kontrollen jetzt ebenfalls entfallen würden.
Es sagt wenig, dass die Aufgriffe auf der Balkanroute zurückgegangen sind. Die irreguläre Migration sucht sich jedes Schlupfloch in Europa. Wenn sich ein neues auftut, werden die Schleuser das nicht übersehen. Bulgarien und Rumänien sollten jede Hilfe erhalten, die Brüssel zur Verfügung stellen kann. Und wenn es schiefgeht, muss eben wieder kontrolliert werden. In Deutschland geht das ja auch.