Vorfall in Jilin :
Messerangriff auf Amerikaner in China

Von Jochen Stahnke, Peking
Lesezeit: 2 Min.
Tatort: Der Beishan-Park in Jilin
In einem Park in China wird eine Gruppe amerikanischer Dozenten angegriffen. Das Außenministerium spricht von einem Einzelfall. Vor wenigen Tagen erst hatte Staatschef Xi für akademischen Austausch geworben.

Ein Messerangriff auf mindestens vier amerikanische Dozenten in China erschwert das proklamierte Vorhaben von Staats- und Parteichef Xi Jinping, fünfzigtausend Amerikaner zum Studieren in die Volksrepublik zu bringen. Am Montag hatte ein bislang unbekannter Täter die Amerikaner in einem Park der nordostchinesischen Stadt Jilin mit einem Messer verletzt, wo die Gastwissenschaftler einen Tempel besucht hatten.

Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums befindet sich keiner der Verletzten in lebensbedrohlichem Zustand. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Außenamtssprecher Lin Jian sprach am Dienstag von einem „Einzelfall“, China sei eines der sichersten Länder der Welt. „Wir glauben, dass dies den Beziehungen zu anderen Ländern nicht schaden wird.“

Das Iowa Cornell-College, an dem die Opfer angestellt sind, bestätigte einen „schweren Zwischenfall“. Die amerikanische Privathochschule unterhält seit mehreren Jahren naturwissenschaftliche Austauschprogramme mit der örtlichen Beihua-Universität. Bei dem Ausflug war auch ein Mitarbeiter der chinesischen Hochschule anwesend.

China wirbt um amerikanische Studenten

Auf einem später zensierten Video in Chinas sozialen Medien sind mindestens drei blutende auf dem Boden liegende Ausländer zu sehen, die von Sicherheitskräften versorgt werden, umringt von Schaulustigen. Als Tatverdächtigen nahm die örtliche Polizei nach eigenen Angaben einen 55 Jahre alten „Touristen“ fest, der aus Jilin stamme. Über sein Motiv wurden zunächst keine belastbaren Angaben bekannt.

Der Zwischenfall dürfte die auch trotz des Großmachtskonflikts zwischen Washington und Peking von beiden Seiten gewünschte Erhöhung der Zahl amerikanischer Studenten in China erschweren. Während in den Vereinigten Staaten annähernd dreihunderttausend Chinesen studieren, sind es umgekehrt derzeit nur einige hundert Amerikaner in der Volksrepublik.

Als Xi vergangenes Jahr den amerikanischen Präsidenten Joe Biden bei San Francisco besuchte, gab der Staats- und Parteichef das Ziel aus, in den kommenden fünf Jahren fünfzigtausend Amerikaner an chinesische Universitäten zu bringen. Vor wenigen Tagen erst hatte Xi einen Brief an den Präsidenten der Kean University in New Jersey geschickt, in dem er die Bedeutung des akademischen Austauschs betonte.

Auch Xi selbst hatte einst von einem amerikanischen Austauschprogramm profitiert. Mitte der achtziger Jahre war er bei einer Gastfamilie im mittleren Westen untergekommen, um die Landwirtschaft der Vereinigten Staaten kennenzulernen. Ausgerechnet Iowa, wo die Opfer nun herkamen.

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