Republikaner gegen das Recht : Die Partei von Lug und Trump

Trump liebt die Rolle des Opfers. Vor seiner erwarteten Anklage übernimmt er die Regie. Viele Amerikaner springen nicht mehr darauf an. Aber die führenden Republikaner.
Dass er „am Dienstag verhaftet“ werde, scheint zwar Donald Trumps Phantasie entsprungen zu sein. Vieles aber deutet darauf hin, dass sich eine New Yorker Grand Jury tatsächlich anschickt, Trump als ersten ehemaligen Präsidenten der amerikanischen Geschichte anzuklagen: wegen Dokumentenfälschung und unlauterer Wahlkampffinanzierung.
Der örtliche Bezirksstaatsanwalt muss dann über die Inszenierung entscheiden. Abführen in Handschellen vor der Weltpresse? Veröffentlichung von Gefängnisfotos? Oder doch zwei Nummern kleiner? Allein: Trump hält nichts von kleinen Nummern. Er liebt die Opferrolle und hat die Regie selbst übernommen. Unter anderem, um Spenden einzuwerben.
Das alte Lied von der Hexenjagd
Diese Lust am Spektakel schließt nicht aus, dass Trump hofft, wie schon beim Sturm aufs Kapitol einen Volksaufstand zu orchestrieren. Der erste Rücklauf allerdings muss ihn ernüchtern. Das alte Lied von der Hexenjagd reicht nicht mehr, um die Amerikaner für ihn zu begeistern.
Umso bitterer, dass Kevin McCarthy als Washingtons (formal) mächtigster Republikaner trotzdem in Trumps Horn stößt und dem Staatsanwalt recht unverhohlen mit dem Entzug von Bundesmitteln droht. Ja, das Schweigegeld an eine Pornodarstellerin wirkt nach Trumps diversen Amtseidverstößen wie eine Petitesse – aber Gesetz ist Gesetz. Die Republikaner gerieren sich als Partei von Recht und Ordnung, aber sie sind nurmehr die Partei von Lug und Trump.