Ohne Kopftuch :
Iranische Sängerin nach Konzert festgenommen

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Eine verschleierte Frau geht an einem Wandgemälde in der iranischen Hauptstadt Teheran vorbei. (Archivbild)
Allein vor Publikum zu singen, ist für Frauen in Iran schon eine Straftat. Die Musikerin Parastu trat zudem ohne Kopftuch und im ärmellosen Kleid auf. Nun droht ihr eine harte Strafe.
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Wenn Frauen in Iran vor Publikum singen, ist schon das allein ein politischer Akt, denn es ist eine Straftat. Wenn sie, wie die Sängerin Parastu Ahmadi dabei noch ein ärmelloses Kleid mit tiefem Dekolleté tragen und kein Kopftuch, dann ist das ein ungewöhnlich mutiger Schritt. In einer Zeit, in der die iranische Führung militärisch geschwächt und deshalb nervös ist, ist es noch dazu ein heikles Unterfangen.

Ahmadi und zwei weitere Musiker, die sie bei ihrem Auftritt in einer Karawanserei in Yazd am vergangenen Mittwoch begleitet hatten, wurden nach Angaben eines Anwalts festgenommen. Der Anwalt Milad Panahi-Pour sagte der Nachrichtenplattform „Emtedad“, gegen alle Personen, die an dem Auftritt beteiligt waren, seien Verfahren eingeleitet worden. „Leider wissen wir weder, was Frau Ahmadi vorgeworfen wird, noch welche Behörde sie festgenommen hat oder wo sie sich befindet.“ Die Darstellung der Polizei, wonach Ahmadi freigelassen worden sei, bezeichnete er als Lüge.

Soloauftritte von Sängerinnen können in Iran mit Haftstrafen zwischen zehn Tagen und zwei Monaten sowie mit 74 Peitschenhieben bestraft werden. Dass Ahmadi kein Kopftuch, aber ein ärmelloses Kleid trug, könnte ihr weitere Strafen einbringen. Die Inkraftsetzung eines neuen Hidschab-Gesetzes, die die Strafen erhöht, hat die Regierung aber verzögert.

Das Konzert fand zwar ohne Publikum statt, wurde aber live auf der Plattform Youtube gestreamt. Inzwischen wurde es mehr als 1,6 Millionen Mal angesehen. Ahmadi ließ keinen Zweifel an ihren politischen Absichten. „Ich bin Parastu, eine Frau, die für die Menschen, die sie liebt, singen will. Das ist ein Recht, das ich nicht ignorieren konnte“, schrieb sie unter das Video ihres Auftritts.

Ihr Instagram-Konto wurde am Sonntag deaktiviert. Darin hatte sie sich immer wieder mit der Frauen-Leben-Freiheit-Bewegung solidarisiert. Die Lieder, die sie wählte, haben zudem politische Konnotationen. Über das Lied „Mara Bebus“ (Küss mich) heißt es, es sei von Ezzatollah Siyamak verfasst worden, einem der Gründer des militärischen Arms der linken Tudeh-Partei. Sie war an der Revolution von 1979 beteiligt, wurde aber später von der islamistischen Führung verfolgt. Ein anderes Lied wurde während der sogenannten Verfassungsrevolution komponiert.

Die 27 Jahre alte Ahmadi hatte 2023 ein Lied veröffentlicht, das sie der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung widmete. Daraufhin war sie von der Staatsanwaltschaft vorgeladen und mit der Beschlagnahmung von privatem Eigentum bestraft worden. Nach ihrem Auftritt in Yazd erklärten sich viele Künstler mit ihr solidarisch. So schrieb etwa der kürzlich aus Iran geflohene Filmemacher Mohammad Rasoulof, Ahmadi und ihre Kollegen hätten unbeirrt von Zensur und Einschüchterung ihre Menschenrechte eingefordert. „Der Klang ihrer Musik erreicht uns jetzt aus den Isolationszellen der Haftanstalten.“

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