Friedensnobelpreis : Lernen, die Bombe zu hassen
Die nuklearen Drohungen aus Nordkorea reißen nicht ab. In enger Folge hat Diktator Kim Jong-un in den vergangenen Wochen Richtung Südkorea mit dem Einsatz von Atombomben gedroht. Auch Wladimir Putin drohte schon kurz nach seinem Überfall auf die Ukraine damit, Atomwaffen auf Europa zu richten und lässt im Staatsfernsehen Simulationen davon zeigen, wie London dem Erdboden gleichgemacht werden könnte.
In erschreckendem Ausmaß finden Atomwaffen auf diese Weise wieder ihren Weg in das gegenseitige Drohen und Bedrohtwerden. Angesichts der vielen Krisenherde in der Welt ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass einer der selbstverliebten Potentaten doch einmal einen falschen Knopf drücken könnte. Dabei galt es über Jahrzehnte als relativ sicher, dass die Atombombe nur eines sein dürfe: ein Mittel zur Abschreckung.
Überlebende der Atombombenabwürfe
Einen wichtigen Beitrag dazu, dass der Einsatz der Bomben bis heute tabu ist, tragen die „Hibakusha“, die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die Verdienste dieser Japaner für den Weltfrieden hat das norwegische Komitee nun mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.
Denn jenseits der Bilder von flächendeckender Zerstörung und der ungeheuerlich hohen Opferzahlen haben vor allem ihre Erzählungen der Welt gezeigt, wie grausam ein Krieg mit Atomwaffen ist. Ähnlich wie die Überlebenden des Holocaust machen die Hibakusha das Unvorstellbare erfahrbar für die Nachgeborenen, für Schüler, Politiker, Diplomaten – und mahnen mit ihren sehr persönlichen Geschichten zum „Nie wieder“.
Insofern könnte es in Zeiten, da in der Ukraine wie im Nahen Osten wieder Waffen regieren und in denen auch in Asien manch einer mit dem Säbel rasselt, kaum bessere Friedensnobelpreisträger geben als jene, die seit Jahrzehnten davor mahnen, wohin Krieg führen kann. Die „Hibakusha“ haben uns gelehrt, die Bombe zu hassen. Auch wenn die letzten von ihnen aus Altersgründen gestorben sind, müssen ihre Geschichten weitererzählt werden.