Aufruf aus dem Gefängnis :
Proteste in Pakistan für Freilassung von Imran Khan

Von Friederike Böge, Ankara
Lesezeit: 2 Min.
Polizisten am Dienstag in Islamabad auf dem Weg zum Einsatz gegen Demonstranten
Der frühere pakistanische Ministerpräsident ruft seine Anhänger aus dem Gefängnis heraus zu Protesten auf. So will er seine Freilassung erzwingen – oder zumindest verhindern, dass er vor ein Militärgericht gestellt wird.
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Tausende Anhänger des früheren pakistanischen Ministerpräsidenten Imran Khan haben am Dienstag in der Hauptstadt Islamabad für dessen Freilassung aus dem Gefängnis demonstriert. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften hatte noch am Montag versucht, die aus mehreren Teilen des Landes angereisten Demonstranten aufzuhalten. Zufahrtsstraßen waren mit Schiffscontainern versperrt worden. Der Chatdienst Whatsapp wurde blockiert. In Teilen der Hauptstadt wurde das mobile Internet abgeschaltet.

Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei wurden zahlreiche Personen verletzt. Vier Sicherheitskräfte starben, als sie von einem Fahrzeug erfasst wurden. Ministerpräsident Shehbaz Sharif machte Demonstranten für ihren Tod verantwortlich. Laut einem Bericht des Staatsrundfunks wurden Soldaten zur Verstärkung eingesetzt.

Die Proteste sind eine Machtdemonstration des seit mehr als einem Jahr inhaftierten Imran Khan. Der frühere Ministerpräsident hat seine Anhänger aufgerufen, so lange vor dem Parlament in Islamabad zu campieren, bis er und andere Parteiführer der Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) aus dem Gefängnis freikommen. Die Demonstration hat Khan als „letzten Aufruf“ deklariert. Offenbar hofft er, auf diese Weise Druck auf das Militär auszuüben, das in Pakistan hinter den Kulissen die Fäden zieht. In Interviews hat er die Militärführung zu Verhandlungen aufgerufen. Sie droht damit, Khan vor ein Militärgericht zu stellen.

Auch Imran Khans Ehefrau demonstriert mit

Als Zeitpunkt für die Proteste hat der PTI-Chef den Besuch des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko gewählt, der am Montagabend in Islamabad landete. Die Proteste in der Hauptstadt lassen die Regierung von Ministerpräsident Shehbaz Sharif schwach aussehen. Das Innenministerium hatte den Demonstranten ein Feld vor den Toren der Hauptstadt als Versammlungsort angeboten und mit Konsequenzen gedroht, falls sie ins Regierungsviertel vordringen würden.

Seit den Parlamentswahlen im Februar steckt die Regierung in einer Legitimitätskrise. Der frühere Kricketstar Khan genießt trotz oder gerade wegen seiner Inhaftierung breite Zustimmung im Land. Die von ihm aufgestellten Kandidaten hatten bei den Wahlen die meisten Stimmen erhalten. Khan behauptet, durch Wahlfälschung sei ihnen die absolute Mehrheit geraubt worden. Er fordert Neuwahlen.

Khan war 2018 mit Unterstützung des Militärs zum Ministerpräsidenten gewählt worden, dann aber in Ungnade gefallen. 2022 war er durch ein Misstrauensvotum aus dem Amt gedrängt und ein Jahr später festgenommen worden. Nicht nur seine Partei betrachtet die mehr als hundert Gerichtsverfahren gegen ihren Vorsitzenden als politisch motiviert. Angeführt werden die Proteste von Khans Frau Bushra Bibi, die im Oktober auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen wurde. In einer Ansprache am Montag sagte sie, sie werde so lange demonstrieren, bis ihr Mann frei sei.

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