Gegenseitige Schuldzuweisungen : Brandtragödie überschattet Wahl in Bangladesch

Ein mutmaßlicher Brandanschlag auf einen Zug mit vier Toten überschattet die Parlamentswahl in Bangladesch. Die Regierung macht die Opposition dafür verantwortlich. Die wertet das als Versuch, die politische Konkurrenz zu diskreditieren.
Gewalt und Proteste haben die Parlamentswahl am Sonntag in Bangladesch begleitet. Den Berichten der örtlichen Medien zufolge wurden seit Samstag mehr als ein Dutzend Fälle von Brandstiftung gemeldet, darunter auf Wahllokale, Autos und andere Fahrzeuge. Bereits am Freitag waren infolge eines mutmaßlichen Brandanschlags auf einen Zug vier Menschen in den brennenden Waggons ums Leben gekommen, darunter zwei Kinder. Die Polizei vermutete hinter dem Feuer im Zug in der Hauptstadt Dhaka einen Sabotageakt. Schon in den Wochen und Monaten vor der Wahl waren mindestens zehn Menschen bei Unruhen ums Leben gekommen.
Landesweit sollten insgesamt rund 800.000 Sicherheitskräfte einen ruhigen Ablauf der Wahl garantieren. Im Verlauf einer Protestkundgebung hatte die Polizei am Sonntag nach eigenen Angaben Schüsse abgegeben. Einige Dutzend Oppositionelle hätten mit brennenden Reifen eine Straße blockiert. Daraufhin habe die Polizei das Feuer eröffnet, um die protestierende Menge auseinanderzutreiben. „Sie warfen Steine auf die Polizei, die mit Kugeln aus Schrotflinten reagierten“, sagte ein Polizeivertreter der Zeitung „The Daily Star“. Zudem sollen bei einem Zusammenstoß zwischen den Anhängern von zwei Abgeordnetenkandidaten zwei Menschen durch Schüsse verletzt worden sein.
Geringe Wahlbeteiligung
Die Regierung machte Oppositionelle für den Anschlag auf den Zug in Dhaka verantwortlich. Der Zeitpunkt zeuge von der Absicht, den demokratischen Prozess im Land zu verhindern, hieß es in einer Mitteilung des Außenministers. Am Samstag wurden sieben Politiker einer Oppositionspartei und ihrer Jugendorganisation verhaftet. Die größte Oppositionspartei des Landes, die Bangladesh National Party (BNP), wies Vorwürfe zurück, hinter dem Brandanschlag zu stecken. Die Behörden wollten ihre „friedliche und gewaltlose Bewegung“ diskreditieren, ließ die Partei verlauten.
Die BNP boykottierte den Urnengang am Sonntag, weil die Regierung ihren Forderungen nach Einsetzung einer neutralen Übergangsregierung für die Zeit der Wahl nicht nachgekommen war. Journalisten berichteten von einem nur geringen Andrang auf die Urnen infolge des Boykottaufrufs. Nach Schließung der Wahllokale hatten laut Wahlkommission nur etwa 40 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Aufgrund der herrschenden Machtverhältnisse und der Repressalien gegenüber Oppositionspolitikern wurde mit einem eindeutigen Sieg der regierenden Ministerpräsidentin Sheikh Hasina und ihrer Partei, der Awami League, gerechnet.
Für die seit fünfzehn Jahren regierende Ministerpräsidentin wäre es die vierte Amtszeit in direkter Folge. Von 1996 bis 2001 hatte Hasina schon einmal die Regierung angeführt. In den Monaten vor der Parlamentswahl am Sonntag waren die Behörden des südasiatischen Landes massiv gegen die Opposition vorgegangen. Nach Angaben der BNP wurden in diesem Zeitraum Tausende ihrer Mitglieder festgenommen und vor Gericht gestellt.