Verstöße gegen Arbeitsrecht : Nobelpreisträger Muhammad Yunus in Bangladesch zu Haftstrafe verurteilt
Der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus ist in Bangladesch am Montag wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht verurteilt worden. Ein Arbeitsgericht in Dhaka verhängte gegen Yunus und drei Mitangeklagte sechsmonatige Haftstrafen, die jedoch in Erwartung eines Berufungsverfahrens gegen Kaution ausgesetzt wurden, wie der leitende Staatsanwalt Khurshid Alam Khan der Nachrichtenagentur AFP sagte. Aus Sicht von Unterstützern des Nobelpreisträgers ist das Verfahren politisch motiviert.
Der 83-jährige Yunus hatte in den 1980er Jahren die Grameen Bank gegründet, die Mikrokredite an die ärmsten Menschen in Bangladesch vergibt. Für diese Idee wurde der Wirtschaftswissenschaftler 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Ein Verfahren von vielen
Gegen Yunus laufen mehr als 100 Verfahren wegen Arbeitsrechtsverstößen und angeblichen Betrugs. Im aktuellen Fall wurde Yunus und drei Kollegen der von ihm gegründeten Firma Grameen Telecom vorgeworfen, gegen Arbeitsrecht verstoßen zu haben, weil es ihnen nicht gelang, eine Unterstützungskasse für Arbeitnehmer in dem Unternehmen zu schaffen. Die vier Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück.
Vor dem Gericht demonstrierten am Montag Dutzende Unterstützer. Irene Khan, ehemalige Chefin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und nun UN-Sonderberichterstatterin, verfolgte die Urteilsverkündung am Montag in Dhaka. „Ein sozialer Aktivist und Nobelpreisträger, der dem Land Ruhm und Ehre gebracht hat, wird aus unseriösen Gründen verfolgt“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Die Verurteilung sei eine „Justizposse“.
Im vergangenen Monat sagte Yunus nach einer Gerichtsanhörung vor Journalisten, er habe von keiner der mehr als 50 von ihm gegründeten Sozialunternehmen profitiert. Seine Anwälte betonen seine Unschuld und bezeichnen die Klagen als Schikane der Regierung.
Die langjährige Regierungschefin von Bangladesch, Scheich Hasina, hatte Yunus in der Vergangenheit wiederholt verbal angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, den Armen das „Blut auszusaugen“. Der Nobelpreisträger galt einst als politischer Rivale Hasinas.