Proteste in Japan : Staatstrauerakt für Shinzo Abe hat begonnen

Tausende Trauergäste aus dem In- und Ausland nehmen in Tokio Abschied vom früheren Regierungschef, der am 8. Juli erschossen wurde. Der Akt löst wütende Proteste aus.
In Japan hat ein umstrittener Staatstrauerakt für den kürzlich ermordeten früheren Regierungschef Shinzo Abe begonnen. Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen fanden sich am Dienstag in Tokio rund 4300 Trauergäste aus dem In- und Ausland zu dem seltenen Staatsakt ein. Aus Deutschland reiste der frühere Bundespräsident Christian Wulff an.
Begleitet von Kanonenschüssen betrat Abes in schwarzem Kimono gekleidete Witwe Akie mit der Urne ihres Mannes die Kampfsporthalle Nippon Budokan. Dort nahmen die Trauergäste vor einem großen Porträt des ermordeten früheren Premiers mit Trauerflor Platz. In einem nahen Park legten seit dem Morgen zahlreiche Menschen an zwei Ständen Blumen nieder und beteten. Der Trauerakt löste jedoch auch wütende Proteste aus. Rund 20.000 Polizisten wurden mobilisiert.
Abe wurde am 8. Juli während einer Wahlkampfrede in Nara erschossen. Der Attentäter hatte angegeben, den Rechtskonservativen aus Hass auf die umstrittene Moon-Sekte ermordet zu haben. Die für ihre konservative und antikommunistische Gesinnung bekannte Moon-Sekte, zu der Abe in Verbindung gestanden hatte, habe seine Mutter in den finanziellen Ruin getrieben und die Familie zerstört.
In Umfragen lehnte eine Mehrheit den Trauerakt für Abe ab. Japans am längsten amtierender Regierungschef gilt zwar weltweit als verdienter Staatsmann, im eigenen Volk war Abe mit seiner nationalistischen Agenda und mehreren Skandalen um Vetternwirtschaft aber umstritten.