Protest gegen Overtourism : In Spanien heißt es immer öfter: „Tourists go home“
In Spanien wächst die Wut auf den Massentourismus. In Barcelona und Girona haben am Wochenende wieder Tausende Menschen demonstriert. Nach Angaben der Behörden waren es knapp 3000 Teilnehmer, nach denen der Veranstalter 15.000. Letzteres wäre der bisher größte Protest in der katalanischen Hafenstadt. In Girona waren es mehrere Hundert Personen.
Mehr als hundert Organisationen hatten in Barcelona unter dem Motto „Prou, posem límits al turisme!“ (Genug, setzen wir dem Tourismus Grenzen!) zu dem Protestmarsch, der am Samstagabend am südlichen Ende des Rambla-Boulevards in der Nähe des Hafens begann, aufgerufen.
Die katalanische Hafenstadt mit ihren 1,6 Millionen Einwohnern besuchten im vergangenen Jahr knapp 16 Millionen Touristen. In diesem Jahr erwartet man einen neuen Rekord. Am Samstag riefen die Demonstranten Slogans wie „‚Tourists go home, refugees welcome“ und „Barcelona steht nicht zum Verkauf“. Der Unmut richtete sich auch gegen als elitär empfundene Großveranstaltungen wie den „America’s Cup“. Die internationale Segelregatta findet dieses Jahr in Barcelona statt. Einwohner des Barceloneta-Viertels am Strand haben dann nur noch mit Ausweisen Zugang.
Debatte über Airbnb und Kreuzfahrtschiffe
Wie in anderen spanischen Urlaubsorten klagen viele Menschen darüber, dass der Urlauberboom zu einer Explosion der Mieten und Immobilienpreise führe, die die Städte für immer mehr Bewohner unbezahlbar machen. Den Demonstranten reichen die neuesten Maßnahmen der Stadtverwaltung nicht aus. Im Juni hatte sie Airbnb und anderen Plattformen für Kurzzeitvermietung den Kampf angesagt. Der sozialistische Bürgermeister Jaume Collboni will bis November 2028 die insgesamt gut 10.000 Lizenzen für Ferienwohnungen zurücknehmen. Debattiert wird auch über Einschränkungen für Kreuzfahrtschiffe.
Ende April hatten die Proteste auf den Kanaren begonnen. Fast 60.000 Einwohner demonstrierten damals auf allen Inseln des Atlantikarchipels unter dem Motto „Die Kanaren haben ihre Grenzen“. Im Mai folgten dann die Balearen. Bis zu 25.000 Menschen zogen durch die Straßen von Palma. Am 21. Juli ist dort die nächste Großdemonstration geplant. In Málaga versammelten sich am vergangenen Wochenende nach Polizeiangaben mehr als 5000 Menschen unter dem Motto „Málaga zum Leben, nicht zum Überleben“. Laut den Organisatoren waren es dort 25.000 Teilnehmer.
Auch auf den Kanaren demonstrierten am Samstag mehrere Hundert Menschen. Dort richteten sich die Proteste auch gegen illegale Migranten und eine Zunahme der Kriminalität. Mehrere Anwälte hatten versucht, die Demonstration zu verhindern. Sie warfen den Veranstaltern vor, sie wollten zum Hass aufstacheln. Auf den Atlantikinseln landeten in diesem Jahr fast 20.000 afrikanische Migranten.