Attacke auf Regierungschefin : Frederiksen zeigt sich erschüttert

Ein Mann attackierte Dänemarks Ministerpräsidentin auf offener Straße in Kopenhagen. Diese sagte danach öffentliche Auftritte ab.
Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat sich nach einem Angriff auf sie in Kopenhagen betroffen gezeigt. Sie sei traurig und erschüttert, aber gesund und munter, teilte sie der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau mit. Sie brauche Ruhe, sowohl für den Körper als auch für die Seele, so die Sozialdemokratin weiter. „Ich muss bei meiner Familie sein und eine Weile ich selbst sein.“ Ihre Teilnahme an einer Reihe von Veranstaltungen zum Endspurt des Europawahlkampfs am Samstag sowie weitere Auftritte am Sonntag wurden nach Angaben ihres Büros abgesagt.
Frederiksen wurde am Freitagabend auf dem zentralen Platz Kultorvet in der Kopenhagener Altstadt attackiert. Sie war zu Fuß in Richtung der Fußgängerzone Strøget unterwegs, als sie von einem Mann geschlagen wurde. Passanten sagten Medienberichten zufolge, der Mann sei aus der entgegengesetzten Richtung vorbeigekommen und habe ihr einen kräftigen Stoß auf die Schulter gegeben, sodass sie zur Seite gefallen sei. Frederiksens Büro gab am Samstag bekannt, dass sie im Zusammenhang mit dem Angriff ein leichtes Schleudertrauma erlitten habe.
Kurz nach dem Vorfall wurde ein Mann verhaftet, dem Gewalt oder die Androhung von Gewalt gegen Amtsträger vorgeworfen wird. Dabei handelt es sich Berichten zufolge um einen 39 Jahre alten polnischen Staatsbürger, der seit 2019 im Land lebt. Laut Polizei stand er zum Zeitpunkt der Festnahme offenbar unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen. Er kam in Untersuchungshaft.
Nach Behördenangaben stritt der Mann die Tat ab. Demnach gab er an, sich gut daran erinnern zu können, dass Frederiksen Ministerpräsidentin Dänemarks ist und dass er sie auf dem Platz getroffen hatte. Doch stritt er ab, sie geschlagen zu haben, und zeigte sich vielmehr als Anhänger Frederiksens.
Politiker Dänemarks und aus anderen europäischen Ländern verurteilten den Vorfall. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen sprach von einem Schock. „So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich schockiert von der „verabscheuungswürdigen“ Tat, die allem widerspreche, „woran wir glauben und wofür wir in Europa kämpfen“. EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte den „feigen Akt der Aggression“.
Für Empörung sorgte der Vorfall auch in den anderen nordischen Staaten. Finnlands Ministerpräsident Petteri Orpo schrieb auf X, er sei „zutiefst schockiert“, was mit seiner Kollegin und Freundin passiert sei. „Meine Gedanken sind bei Ihnen und ich wünsche Ihnen Kraft in dieser schwierigen Zeit.“ Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson teilte mit, ein Angriff auf einen demokratisch gewählten Führer sei auch „ein Angriff auf unsere Demokratie“.