Antisemitismusbericht :
Schlimme Lage

Thomas Holl
Ein Kommentar von Thomas Holl
Lesezeit: 1 Min.
Antisemitische Schmierereien an einer Gedenkstätte
Der starke Anstieg der rechtsextremistisch motivierten Straftaten ist für Deutschland beschämend. Das Gift des Judenhasses wirkt dank der „Neuen Rechten“ in der Corona-Krise verstärkt.
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Es ist kein gutes Zeichen, wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz 75 Jahre nach dem Ende der mörderischen NS-Herrschaft erstmals einen 100 Seiten starken Lagebericht zum Antisemitismus hierzulande vorlegt. Der oberste Verfassungsschützer, Thomas Haldenwang, nimmt die sich aus verschiedenen Quellen und Lagern speisende Bedrohung der jüdischen Bürger anders als sein Vorgänger so ernst, dass er von einer „schlimmen Lage“ spricht.

Es ist besonders der starke Anstieg rechtsextremistisch motivierter antisemitischer Straftaten, der diesen für Deutschland beschämenden Befund stützt. Der für zwei Passanten tödliche Anschlag auf die Synagoge in Halle, mit dem der Täter ein Massaker an Juden anrichten wollte, hat diesen Hass als reale Lebensgefahr für Zehntausende hier lebender Bürger sichtbar gemacht. Ganz zu schweigen von alltäglichen antisemitischen Beleidigungen, Bedrohungen, Schmierereien und Attacken etwa auf Rabbiner.

Neben diesem schon seit Jahren von rechtsextremen Gruppen in der braunen Tradition der NSDAP offen gezeigten Antisemitismus streut die auch in der AfD wirkende sogenannte „Neue Rechte“ ihr Gift subtiler und lässt es auch auf den Corona-Demonstrationen träufeln. Wie die Verschwörungsandeutungen von den „Interessen der amerikanischen Ostküste“ an der Verbreitung des Virus. Haldenwang beschreibt diese perfide Strategie treffend: „Der alte Hass wird salonfähiger.“ In der Tat kein gutes Zeichen.

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