Ostbeauftragter der Regierung : „Man kann im Osten gut leben“
Die Frage nach dem Zustand der ostdeutschen Bundesländer ist im vergangenen Jahr oft diskutiert worden – wegen der Rückblicke auf den Mauerfall und wegen der Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Bei diesen konnte die AfD ihre Ergebnisse mehr als verdoppeln. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte (CDU), spricht sich dennoch dagegen aus, die Partei vor allem als ostdeutsches Phänomen zu betrachten. „Es wäre ungerecht, die AfD vor allem mit Ostdeutschland zu assoziieren“, sagte er im Interview mit der „Welt“.
Die AfD habe auch in „einem wohlhabenden Bundesland“ wie Baden-Württemberg über 15 Prozent erreicht und sei nun in jedem Landtag vertreten. „Und es sieht momentan nicht so aus, als ob die AfD schnell wieder verschwindet“, äußerte Hirte.
Die ostdeutschen Regionen sieht der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium vor einer glänzenden Zukunft. „Ich glaube, dass die Geschichte heute aufseiten des Ostens steht“, sagte er. Im Gegensatz zu vielen westdeutschen Zentren gebe es dort „bezahlbaren Wohnraum, ein großes Angebot an Kultur und fantastische Landschaften“. Die Städte seien saniert, die Kinderbetreuung hervorragend. „Man kann im Osten gut leben.“ Die Abwanderung sei gestoppt, sagte Hirte. „Der Osten ist attraktiv.“
Mit Blick auf die Pläne des amerikanischen E-Auto-Unternehmens Tesla, eine Fabrik in Brandenburg zu bauen, sagte Hirte: „Ich gehe davon aus, dass die Ansiedlung von großen Industrieunternehmen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor allem im Osten stattfinden wird.“ Da gebe es nicht nur den Platz. Auch sei die Bereitschaft der Bevölkerung für industrielle Produktion und Infrastrukturbau „stärker ausgeprägt als im Westen“, sagte der in Thüringen geborene Jurist.
Zudem würden mehr Bundesbehörden nach Ostdeutschland ziehen, sagte er. „Das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten wird mit 1000 Mitarbeitern nach Brandenburg an der Havel gehen. Das ist nicht nur für die Stadt mit ihren 72.000 Einwohnern ein riesiges Signal.“