Großeinsatz in NRW :
Razzia gegen irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk

Von Rüdiger Soldt, Stuttgart
Lesezeit: 2 Min.
Ein Polizeiauto fährt am 4. Dezember durch eine Straße in Gelsenkirchen, wo es zu einem Polizeieinsatz im Zusammenhang mit der Razzia kam.
Ein irakisch-kurdisches Netzwerk soll Flüchtlinge in unzulänglichen Schlauchbooten über den Ärmelkanal geschleust haben. Mehr als 500 Bundespolizisten waren im Einsatz.
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Die europäische Polizeibehörde Europol sowie die deutsche Bundespolizei sind am Mittwoch in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gegen ein kriminelles irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk vorgegangen. Das kriminelle Netzwerk soll die Einschleusung von Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten über den Ärmelkanal nach Großbritannien organisiert haben. Nach Auskunft einer Sprecherin von Europol waren an der Fahndungsaktion mehr als 500 Beamte der Bundespolizei beteiligt. Es seien mehrere Häuser und Lagerräume durchsucht worden, mehr als 20 französische Ermittler und drei Fachleute von Europol hätten die Fahndung auf deutschem Staatsgebiet unterstützt.

Maßgeblich für die operativen Maßnahmen seien Durchsuchungsbeschlüsse und Haftbefehle eines Gerichts im französischen Lille. Die Schleuser sollen mit minderwertigen und nicht EU-zertifizierten Schlauchbooten die Schleusung organisiert haben. Nach einer Polizeistatistik sind bei solchen Schleusungen allein in diesem Jahr 72 Menschen ums Leben gekommen.

Anhaltspunkte nach Fahndung im Februar

Anhaltspunkte für die jetzigen Ermittlungen habe Europol aus früheren Verfahren gegen die organisierte Schleuserkriminalität bekommen; nach einer Fahndung im Februar, gemeinsam verantwortet von deutschen, französischen und belgischen Ermittlern, habe man 19 mutmaßliche Schleuser festnehmen und weitere Erkenntnisse über das irakisch-kurdische Netzwerk gewinnen können, teilte eine Europol-Sprecherin mit.

Die Durchsuchungen richteten sich gegen Mitläufer und auch Drahtzieher des irakisch-kurdischen Schleusernetzwerks. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Wir haben es hier mit gefährlichen, oftmals bewaffneten Tätern zu tun.“ In der kommenden Woche treffen sich die Innenminister der Calais-Gruppe in London, um zu beraten, wie der Ermittlungsdruck auf Schleuser weiter erhöht werden kann. Zur Calais-Gruppe gehören Großbritannien, Frankreich, Deutschland, die Niederlande sowie Belgien.

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