Russland und die Ukraine : Merkel will Balten gegen jede Gefahr beistehen

Estland, Lettland und Litauen fühlen sich durch das russische Vorgehen in der Ukraine bedroht. Kanzlerin Merkel verspricht ihnen jedoch Beistand. Russland führt derweil Militärübungen an der ukrainischen Grenze durch.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn betont, dass die Nato-Mitglieder einander gegen jede Gefahr beistehen werden. Merkel hatte dabei besonders Russland im Blick, von dem die baltischen Staaten sich bedroht fühlen. Deutschland wolle zwar ein „konstruktives Verhältnis“ zu Russland, müsse aber „mit der Realität“ der Annexion der Krim und der Unterstützung von Separatisten in der Ostukraine leben.
Die russische Armee hat derweil eine groß angelegte Militärübung begonnen. Auf Anordnung von Präsident und Oberbefehlshaber Wladimir Putin seien Einheiten im Süden, im Zentrum und im Westen des Landes sowie die Luftwaffe, die Fallschirmjäger und die Nordflotte „in vollständige Alarmbereitschaft“ versetzt worden, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schojgu.
Die Regionen, in denen die Übungen stattfinden, umfassen die von Russland annektierte Halbinsel Krim, das Grenzgebiet zur Ukraine sowie Militärbezirke in unmittelbarer Nachbarschaft zu den baltischen Nato-Staaten Estland, Litauen und Lettland. Auch in der Region zwischen dem Ural-Gebirge und Zentralsibirien hält das Militär Übungen ab. Wie viele Soldaten insgesamt daran teilnehmen, sagte Schojgu nicht. Die Manöver sollen bis zum 31. August dauern.
Seit der Annexion der Krim hat Russland seine Militärpräsenz auf der Halbinsel, schon seit Sowjetzeiten Sitz der Schwarzmeerflotte, noch einmal deutlich erhöht. Anfang August wurde dort das modernste russische Luftabwehrsystem S-400 installiert.
Die Beziehungen zwischen der Nato und Russland sind seit Beginn des Ukraine-Konflikts angespannt. Im Juli beschloss das Verteidigungsbündnis, in den drei baltischen Staaten und in Polen jeweils ein Bataillon mit bis zu 1000 Soldaten zu stationieren. Die Nato reagierte damit auf die Befürchtungen ihrer osteuropäischen Mitglieder, die seit der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 ihre eigene Sicherheit bedroht sehen. Moskau warf dem Bündnis vor, sich für eine „nicht existierende Bedrohung“ zu wappnen.