Nach der Wahl in Britannien : Hat Rupert Murdoch May einen Minister aufgedrückt?

Die britische Boulevard-Presse hat während des EU-Referendums und auch vor der jüngsten Unterhauswahl klare Wahlempfehlungen ausgesprochen. Eine Personalie der Premierministerin erregt nun den Verdacht der Opposition.
Hat der Medienunternehmer Rupert Murdoch Einfluss auf den Regierungsumbau der britischen Premierministerin Theresa May genommen? Der stellvertretende Vorsitzende der Labour Party Tom Watson vermutet dies und hat der Regierungschefin einen entsprechenden Brief geschrieben, berichtet die Zeitung „Independent“.
Anlass ist eine ganz besondere Personalie: Nach der für May und ihre Konservativen enttäuschend verlaufenen Unterhauswahl in der vergangenen Woche berief sie Michael Gove auf den Posten des Umweltministers. Der frühere Justizminister warb während des EU-Referendums (im Gegensatz zu May) aktiv und ausdrücklich für den EU-Austritt Britanniens. Dafür warben auch britische Boulevard-Blätter wie die „Sun“, die Murdoch besitzt.
Gove selbst war Kolumnist der „Times“, die ebenfalls Murdoch gehört und zu der er zurückkehrte, nachdem May im vergangenen Sommer entschieden hatte, ihn nicht in ihr Kabinett aufzunehmen. Nach der Wahlschlappe vergangene Woche hat sie ihn nun zurückgeholt.

„Angesichts dessen, dass Sie keine Parlamentsmehrheit erzielen konnten und der daraus folgenden Schwäche Ihrer Position könnte es verlockend sein (...) sich von mächtigen Medieneigentümern beeinflussen zu lassen, die die Art und Weise vorgeben können, wie über Ihre Regierung berichtet wird“, schreibt Watson nach Angaben des „Independent“ in seinem Brief an May. Und er fragt: „Seit Sie Premierministerin sind, hat Rupert Murdoch Ihnen da jemals Vorschläge für Ministerposten oder Mitarbeiter gemacht?“ Die britische Regierung wollte sich auf Nachfrage der Zeitung zu dem Brief bislang nicht äußern.
Eine aktuell mögliche Verbindung zwischen Murdoch und Gove wird schließlich auch nach Amerika gezogen. Gove führte das erste Interview mit dem neuen amerikanischen Präsidenten Trump für die britische Presse – Murdoch wiederum ist auch Eigentümer des konservativen amerikanischen Fernsehsenders Fox-News, auf den sich Trump immer wieder bezieht.