Olaf Scholz besucht Autobahnmeisterei Frankfurt

Dass der Hamburger Olaf Scholz ein Herz für die Autobranche hat, ist spätestens seit der IAA im September klar. Dass seine Regierung leistungsstarke Autobahnen im Industriestandort Deutschland für unverzichtbar hält, hat er mit dem jüngst vom Bundestag beschlossenen Gesetz zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastrukturprojekte bewiesen. Dass er sich darüber hinaus sogar noch für die Feinheiten der Wartung und Instandsetzung der Bundesschnellstraßen interessiert, gehörte bis zum Dienstag indes zu den eher unbekannten Vorzügen des Bundeskanzlers. Bei einem erst wenige Tage zuvor anberaumten Besuch der Autobahnmeisterei Frankfurt übte sich Scholz am Dienstagnachmittag zunächst im Befüllen eines Winterdienstfahrzeuges mit Salz und ließ sich dann die Besonderheiten von zwei speziellen Mähfahrzeugen für die Rand- und Mittelstreifen der Autobahnen erläutern. Für die „Betankung“ des Streufahrzeuges musste der Sozialdemokrat lediglich einen Hebel betätigen, weil das Zustromrohr aber offensichtlich blockiert war, rieselte statt des erwarteten dicken Salzstrahls nur ein Rinnsal aus dem riesigen Lagerbehälter. Lieber keine Testfahrt Der Kanzler hatte bei der für ihn ungewöhnlichen Tätigkeit dennoch sichtlich Spaß; möglicherweise, weil er es gewohnt ist, dass auch in der Ampelkoalition in Berlin nicht immer alles so läuft wie gewünscht. Bei der Besichtigung des fernbetriebenen Mähgeräts beließ es Scholz dann wohlweislich dabei, sich von einem Fachmann mit der Bedienkonsole vertraut machen zu lassen. Eine Testfahrt mit dem auf unwegsamen und gefährlichem Gelände benötigten Spezialfahrzeug hätte wohl auch leicht zur Blamage werden können. Dann ging es gleich weiter zum Gespräch mit den gut 30 Beschäftigten der Autobahnmeisterei. Beinahe täglich sei er in der Kanzlerlimousine unterwegs und genieße die Vorteile des deutschen Autobahnnetzes, sagte der Sozialdemokrat zur Begrüßung. Nun sei es an der Zeit, sich bei den Verantwortlichen für den überwiegend guten Zustand der Schnellstraßen zu bedanken. Mehr ließ sich der Kanzler von den Pressevertretern trotz laufender Kameras und eingeschalteter Mikrofone nicht entlocken. Journalisten mussten bei der anschließenden gut halbstündigen Diskussion mit den Bediensteten der Autobahnmeisterei draußen bleiben. Kein Show-Termin, so die Botschaft, sondern ein ernst zu nehmender Gedankenaustausch mit der potentiellen Wählerbasis. Zu besprechen gab es viel, ist das Verkehrsaufkommen auf den Bundesautobahnen in den vergangenen Jahrzehnten doch kontinuierlich gestiegen. Straßen, Brücken und Tunnel werden dementsprechend zunehmend beansprucht, der Aufwand für Pflege und Erhaltung nimmt deutlich zu. Das macht sich auch in der im Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach gelegenen Autobahnmeisterei bemerkbar, die für einen der meistbefahrenen Verkehrsknoten der Republik zuständig ist. Auf der A 7 sind täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge von Nord nach Süd und umgekehrt unterwegs. Das Frankfurter Kreuz ist mit täglich mehr als 370.000 Fahrzeugen einer der meistbefahrenen Straßenknotenpunkte Europas. Gut möglich daher, dass der aus Berlin angereiste Regierungschef hinter verschlossenen Türen mit dem Wunsch nach mehr Personal in den Autobahnmeistereien und bei deren Muttergesellschaft, der Autobahn GmbH des Bundes, konfrontiert wurde. Die rund 6300 Straßenwärter der 178 Autobahnmeistereien kontrollieren und warten Straßen, Autobahnen und Parkplätze sowie dazugehörende Grünflächen und Straßenbauwerke, um deren Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Sie sorgen dafür, dass Gefahrenquellen wie Schlaglöcher, verblasste Markierungen oder marode Randstreifen beseitigt, ausgebessert oder erneuert werden. Das Räumen der Straßen von Schnee und Eis macht nur etwa ein Fünftel des Arbeitsaufkommens im Jahr aus. Und Salz wird dabei wegen der zunehmend wärmeren Winter auch immer weniger benötigt.