Moderne Kunst im Städel :
Fast schon eine Art Kanon

Von Michael Hierholzer
Lesezeit: 2 Min.
Die Ausstellung „Große Realistik & Große Abstraktion“ präsentiert Schätze der Moderne und der Postmoderne aus der Graphischen Sammlung des Städels.

Der Begriff der Zeichnung ist weit gefasst. Zumindest in dieser Schau. Er umfasst neben Bleistift-, Wachskreide-, Kohle-, Kugelschreiber-, Tuschezeichnungen auch Aquarelle, Gouachen, Lithographien, Holzschnitte, Collagen und mit der Arbeit „Großer Kopf“ von Sigmar Polke aus dem Jahr 1979 gar ein mit zwei Bildebenen operierendes Werk. Unter einer mit Acryl- und Wasserfarben bemalten, mit vielerlei Klecksen versehenen Schablone befindet sich ein weiterer Velinkarton, pastos in Blau und Schwarz bepinselt und besprüht. Es ist nicht einfach und vielleicht überhaupt nicht möglich, sich auf dieser Arbeit zurechtzufinden, was darauf zu sehen ist, lässt sich nicht gemeinsam in den Blick nehmen, es lauern doppelte Böden und Fallstricke, und das ist für diesen Künstler durchaus typisch. Sein großes Thema ist die Verwandlung, die Veränderung des Sichtbaren, der permanente Schein, der immer trügt und doch verführerisch glänzt. Der Maler wird zum Alchimisten. Das Kunstwerk zum Experiment. In Frage steht unsere Wahrnehmungsfähigkeit.

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