Ehre dem König: Bronzekopf aus dem früheren Benin

Landesmuseum Mainz :
Raubkunst vor der Rückgabe

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So langsam heißt es Abschied nehmen. Und „Time to say goodbye“ lautet passenderweise auch die Überschrift zu einer kleinen Sonderschau im Landesmuseum Mainz: Noch bis Mitte September lässt sich in der Abteilung der Moderne ein Bronzekopf bewundern, der aus dem ehemaligen Königreich Benin stammt, über mehr als 50 Jahre hinweg an der Johannes Gutenberg-Universität aufbewahrt wurde und der nun baldmöglichst an die rechtmäßigen Eigentümer im heutigen Nigeria zurückgegeben werden soll. Zuvor darf der gestohlene Gedenkkopf, der 1897 von britischen Soldaten bei der Eroberung und Plünderung des Königspalastes geraubt worden sein soll, in Mainz aber noch ein vermutlich letztes Mal öffentlich zur Schau gestellt werden.

Für Sonntag ist von 14 Uhr an zudem eine Führung im Museum, Große Bleiche 49–51, angekündigt, bei der Anna-Maria Brandstetter vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Hochschule den Besuchern die ganze Geschichte erzählen wird. Wer teilnehmen möchte, sollte sich online anmelden und muss zuzüglich zum Eintritt eine Extra-Gebühr von zwei Euro entrichten.

2800 Objekte aus Afrika und Australien

Bei dem Raubgut, das seinerzeit über mehrere Stationen von Afrika aus auch an den Rhein gelangte, handelte es sich keineswegs nur um unschöne Einzelfälle. Schließlich sollen bei der Palasterstürmung vor 125 Jahren insgesamt mehr als 4000 Messing-, Elfenbein- und Holzarbeiten weggekommen sein. Im Zuge der Provenienzforschung wird mittlerweile vielerorts in Europa darüber diskutiert, woher genau einzelne Kunstwerke stammen und wem sie gehören.

In Mainz, wo die Kopf-Rückgabe bereits vereinbart ist, finden sich laut Universität allein in der Ethnografischen Studiensammlung rund 2800 Objekte aus Zentral- und Westafrika sowie aus Australien, Papua-Neuguinea und anderen teilen Ozeaniens. Die Bronzeskulptur aus Benin, die über fünf Jahrzehnte hinweg ihren festen Platz in der Lehr- und Forschungssammlung hatte, wird wohl noch in diesem Jahr in ihre Heimat zurückkehren, wo sie früher zu Ehren eines verstorbenen Edo-Königs vermutlich einen Altar geschmückt haben dürfte.

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