Para-Alpin-Weltcup am Feldberg :
„Hey, wir können auch coole Rennen austragen“

Lesezeit: 3 Min.
Im Slalom: Para-Athletin Anna-Lena Forster
Der erste Para-Alpin-Weltcup auf deutschem Boden soll den Behindertensport nach vorn bringen. Für Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster wird der Wettkampf trotz Heimvorteil zur Herausforderung.
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Paralympics-Gold in Pyeongchang und Peking, Para-WM-Gold in Kranjska Gora, Lillehammer und Espot, dazu elf Weltcupsiege. Wo immer sich Anna-Lena Forster in die Schale ihres Monoskibobs setzt, sendet die deutsche Para-Ski-Alpin-Rennfahrerin eine klare Botschaft: Die internationale Konkurrenz kann sich warm anziehen. Bei den beeindruckenden Resultaten, die die zweimalige Para-Sportlerin des Jahres auf Wettkämpfen quer über den Erdball erreicht hat, stellt sich irgendwann aber doch die Frage: Wie und wo kann das überhaupt noch getoppt werden?

Eine Antwort darauf erhält man womöglich nicht im fernen Ausland, sondern rund 100 Kilometer von Forsters Geburtsort entfernt am Feldberg im Hochschwarzwald. Denn dort findet von diesem Dienstag an der erste Para-Alpin-Weltcup (21. bis 23. Januar) auf deutschem Boden statt. „Es ist auf jeden Fall cool, alle Nationen mal hier im eigenen Land zu haben und zu zeigen: Hey, wir können auch coole Rennen austragen“, sagt Forster der F.A.Z. „Was mich da motiviert, ist der Spaß und die Leidenschaft für den Sport und natürlich, dass meine Freunde, Bekannten, Verwandten es diesmal nicht so weit weg haben bei der Anreise.“ Ein Sieg vor der heimischen Kulisse wäre ein besonderer Triumph für die 29-Jährige.

„Zielt darauf ab, Aufmerksamkeit zu generieren“

Als „Leuchtturmprojekt für ganz Deutschland“ gar bezeichnet Julian Probst die Wettkämpfe. Der Geschäftsführer der Feldbergbahnen GmbH und sein Team sind für die Vorbereitung der Piste und den Ablauf des Events verantwortlich. Dazu zählte unter anderem auch, den Zugang zur Piste für die 60 teilnehmenden Para-Skisportlerinnen und Para-Skisportler aus 16 Nationen überhaupt erst einmal behindertengerecht zu machen. „In der Schweiz gibt es beispielsweise ein Gesetz, nach dem alle Bahnen bis zu diesem Jahr barrierefrei gestaltet sein müssen. Ein solches Gesetz gibt es in Deutschland nicht.“ In Sachen Barrierefreiheit gebe es hierzulande noch einiges zu tun, sagt Probst.

Dass ein Weltcup dieser Art hier überhaupt ausgetragen werden kann, geht auf die Bestrebungen von Para-Ski-Alpin-Bundestrainer Justus Wolf zurück, der mit den Wettkämpfen ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt: ,,Der ganze Weltcup zielt schon darauf ab, Aufmerksamkeit zu generieren“, sagt er. „Den Behindertensport plagen seit Jahren Nachwuchssorgen.“ Daher betreibe man einen großen Aufwand, um junge Menschen für die Leistungen der Para-Athleten im Sport zu begeistern.

„Das ist sehr schade“

Spitzenleistung will Forster daher auch am Feldberg wieder einmal präsentieren, sowohl gegenüber dem Publikum vor Ort als auch den Zuschauern daheim, denn das ZDF überträgt alle drei Renntage (jeweils ab 10 Uhr) per Livestream. ,,Natürlich hat sich da was verbessert. Vor allem rund um die Paralympics ist die Medienaufmerksamkeit schon sehr groß, was toll ist“, sagt Forster. „Aber zwischen den Paralympischen Spielen interessieren sich die großen Medien für uns nur wenig. Das ist sehr schade und ist für die Weiterentwicklung des Sports eine schwierige Situation.“

Schwieriger als sonst waren auch Forsters Vorbereitungen. Den Weltcup in St. Moritz vor einer Woche hatte sie aufgrund einer Gehirnerschütterung nach einem Trainingsunfall verpasst. Für die Rennen am Feldberg gab der Arzt sein Okay. Trotz ihrer bisherigen Erfolge und Heimatnähe wird der Druck bei den aktuellen Wettkämpfen aber nicht geringer. „Die Strecke ist auf jeden Fall sehr dunkel“, sagt sie. „Die Sicht ist nicht so gut, und es ist mit viel Schatten zu rechnen. Das macht es noch mal schwieriger. Außerdem ist sie sehr steil und hat nur Kunstschnee. An den muss man sich erst gewöhnen.“

Die internationale Konkurrenz verliert Forster ebenfalls nicht aus den Augen – allen voran die Japanerin Momoka Muraoka, die wie Forster bereits Paralympics-Gold in Pyeongchang und Peking gewann: „Sie hat zwei Jahre mit dem Para-Ski-Alpin pausiert, weil sie sich auf Paris vorbereitete als Para-Leichtathletin“, sagt Forster. „Doch sie ist auch hier nach wie vor stark – vor allem im Riesenslalom.“

Auch sei mit guten Para-Athletinnen aus Finnland und China zu rechnen. Die Wettkämpfe am Feldberg seien deshalb auch ein wichtiger Indikator für ein ganz besonderes Großereignis: In rund einem Jahr beginnen in den italienischen Städten Mailand und Cortina d’Ampezzo die Winter-Paralympics, und Forster blickt bereits mit einem Auge wieder ins Ausland.

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