Sennheisers neue Strategie :
Unerhört

Marco Dettweiler
Ein Kommentar von Marco Dettweiler
Lesezeit: 1 Min.
War lange Zeit die Referenz unter den High-End-Kopfhörern: der HD 800 von Sennheiser
Sennheisers Kopfhörersparte macht unter dem neuen Inhaber Sonova im Großen und Ganzen weiter wie bisher. Jedenfalls klingt die neue Strategie danach. Kann das gut gehen?
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Als der Schweizer Hörgerätespezialist Sonova im letzten Jahr die Kopfhörersparte von Sennheiser gekauft hatte, zogen wir das Taschentuch heraus, um den Untergang der Marke beweinen zu können. Das Ende von Sennheiser, wie wir es kennen, war nahe. Doch Sonova lässt die gute, alte Marke am Leben.

Der neue Inhaber hat erstmals seine Strategie vorgestellt. Die Investitionen in audiophile Kopfhörer würden verdoppelt, ebenso kämen weitere Premiumprodukte aus der Momentum-Reihe. Von den beliebten kabellosen Stöpseln, die man ins Ohr steckt und die True Wireless genannt werden, wird es mehr geben. Auf diesen Zug war Sennheiser gerade noch rechtzeitig aufgesprungen. Das Wachstum dieses Marktes geht weiterhin durch die Decke.

Nun bleibt das Taschentuch trocken, stattdessen knallen Korken, um das Überleben der unter Audiophilen geschätzten Marke Sennheiser zu feiern. Schließlich stand das deutsche Unternehmen immer für Klangqualität und hochwertige Produkte.

Moment mal! Während wir am Schampus nippen, schießt uns durch den Kopf: Wie soll die neue Strategie funktionieren? Sennheiser hatte doch Verluste gemacht und wird sie weiterhin machen, weil der Markt für audiophile, hochpreisige Produkte schwierig bleibt. Die Konkurrenz ist zudem stark und produziert günstiger. Sennheiser spielte überall mit, konnte aber nicht mehr überall gewinnen. Da half auch das tadellose Image wenig.

Sonova lässt Sennheiser Consumer dennoch machen. Die haben gerade den IE 600 vorgestellt. Das ist ein Hörer, den man ins Ohr steckt. Mit Kabel, ohne Geräuschunterdrückung. Der In-Ear kostet 700 Euro. Hat jemand ein Taschentuch zur Hand?

Die neue Strategie unter Sonova

Sennheiser Consumer hat erstmals seine strategische Ausrichtung bekannt gegeben, nachdem Sennheiser Electronic GmbH diesen Teil des Unternehmens an die Sonova Holding AG verkauft hatte. Seit März gehört die Kopfhörersparte nun offiziell zu dem Schweizer Unternehmen, das Marktführer für Hörgeräte und andere akustische Hilfen ist. Sennheiser Consumer setzt zunächst weiterhin auf hochpreisige Kopfhörer für Audiophile, von denen einige seit Jahren unter Kennern als Referenz gelten. Die Investitionen in dieses Segment sollen sogar verdoppelt werden, wie Sennheiser mitteilt.

Des Weiteren wird der Bereich der Premiumkopfhörer ausgebaut, was letztlich alle Kopfhörer von Sennheiser sind, die nicht als audiophil bezeichnet werden. Hier soll eine „breite Innovationspalette“ kommen, die sich durch den stark wachsenden Markt begründet. Er werde derzeit auf „rund 20 Milliarden Dollar geschätzt“ und soll „in den nächsten sieben Jahren um das Dreifache“ anwachsen. Im Fokus diesen Bereichs stehen die sogenannten True Wireless, das sind kabellose In-Ear-Hörer, die sich für den Einsatz mit dem Smartphone am besten eignen.

Auch wenn es im dritten Segment bereits Produkte von Sennheiser gibt, wird Sonova „Enhanced Hearing“ stark ausbauen. Denn bei diesen Geräten, die das Hören des Nutzers verbessern, kann Sonova seine Expertise aufgrund eigener Produkte einbringen. Schließlich bedient Sennheiser auch den Markt der Soundbars. Die Ambeo ist mit einem Preis von 2500 Euro etwas für ambitionierte Heimcineasten, die damit anspruchsvoll Musik hören wollen. Bisher fristete die Ambeo Soundbar eher ein Nischendasein, auch wenn sie von vielen Fachleuten gefeiert wurde. Hier hat Sennheiser Consumer schon angekündigt, eine günstigere Variante auf den Markt bringen zu wollen, die einen ähnlich hohen Anspruch an Klangqualität hat.

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