Jade-Weser-Port :
Expresslinie von China nach Europa in 25 Tagen

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Das erste Containerschiff der neuen Direktverbindung zwischen dem chinesischen Ningbo und dem Jade-Weser-Port ist in Wilhelmshaven angekommen.
Eine neue Verbindung zwischen China und dem Jade-Weser-Port soll Waren schneller in osteuropäische Märkte bringen. Davon erhofft sich das Land Niedersachsen endlich eine bessere Auslastung des Hafens.
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Eine direkte Containerschiffslinie soll den Warentransport auf dem Seeweg zwischen China und Deutschland beschleunigen und den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven wachsen lassen. Ein erster Frachter dieser neuen Expresslinie der chinesischen Reederei Kawa Shipping erreichte den Jade-Weser-Port am Donnerstagabend 25 Tage nach seinem Start im Hafen Ningbo. Das war noch ein Tag früher als geplant, wie die Marketinggesellschaft des Hafens mitteilte. Üblicherweise brauchen Frachter auf diesem Seeweg mit Zwischenstopps zwischen 30 und 40 Tage.

Diese neue Direktverbindung, genannt China-Europe-Express (CEX), sei ein Alleinstellungsmerkmal für den Jade-Weser-Port, sagte Marc-Oliver Hauswald, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft, vor rund 250 Gästen bei einer Veranstaltung anlässlich des Erstanlaufs am Freitag. Wilhelmshaven sei der einzige nordeuropäische Containerhafen, der so eine Direktverbindung anbiete, sagte Hauswald. „Diese kurze Transferzeit, eröffnet dem Jade-Weser-Port die Chance, weitere logistische Netzwerke zu etablieren.“ Dazu zählten neue Bahnverbindungen etwa nach Budapest oder der Umschlag von Containern in Wilhelmshaven für den Weitertransport in andere Häfen.

An Bord hatte der erste Frachter, die „Kawa Ningbo“, nach Angaben des Terminalbetreibers Eurogate rund 1700 Standardcontainer. Erste Container seien noch am Abend entladen worden, sagte Michael Blach, Vorsitzender der Eurogate-Geschäftsführung. Die Ladungen versorgten die Batterieindustrie. Blach sagte, er sei zuversichtlich, dass sich die Line zu einem regelmäßigen Dienst entwickele. „Das macht keiner anderer. Der Anlauf der „Kawa Ningbo“ steht für ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Asien-Europa-Verkehr.“

Reederei plant zunächst monatliche Fahrten

Die Reederei Kawa Shipping will mit dem neuen Linienverkehr Märkte erschließen. „Mit dem CEX-Dienst erweitern wir unsere Geschäftstätigkeiten in Europa und bieten Verladern in der Anfangsphase zunächst eine monatliche Abfahrt zwischen Ningbo und Wilhelmshaven an“, sagte der Geschäftsführer der Reederei, Maud Lau, in einer Mitteilung. Zunächst sollen Containerschiffe der Größenklasse von 2500 Standardcontainern (TEU) eingesetzt werden. Damit zählten diese Schiffe, wie die 200 Meter lange „Kawa Ningbo“, zu vergleichsweise kleineren Containerfrachtern. Zum Vergleich: Der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven kann auch von den derzeit größten Containerschiffen mit Kapazitäten von rund 24.000 Standardcontainern unabhängig von Ebbe und Flut angelaufen werden.

Das Geschäftsmodell sei es, gezielt eher kleinere Schiffe einzusetzen, erklärte Hauswald. So solle der Warentransport zwischen Europa und China möglichst schnell organisiert werden. „Schneller ist hier meines Erachtens nur das Flugzeug, was aber aus ökonomischer und ökologischer Sicht nicht ansatzweise mit diesem Dienst vergleichbar ist.“ Deshalb sei die neue Linie auch als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu bestehenden Liniendiensten etwa der Reedereien Maersk oder Hapag-Lloyd zu verstehen, die mit deutlich größeren Lademengen, aber eben auch mit Zwischenstopps Wilhelmshaven ansteuerten, sagte der Geschäftsführer.

Von der Reederei heißt es, die Transportmengen sollen schon bald auf niedrigem Niveau auf bis zu 5000 Standardcontainer wachsen. Der Anlauf der „Kawa Ningbo“ ist zunächst ein Probeanlauf, der dazu dienen soll, Transportzeiten und die Logistik zu verbessern. Ein kontinuierlicher Fahrplan mit Abfahrten alle 14 Tage soll im Laufe dieses Jahres aufgenommen werden.

Hafengesellschaft von Ningbo beteiligt

Hinter der neuen Verbindung steht neben der Reederei auch die Hafengesellschaft Ningbo Zhoushan Port Group, die den Hafen in Ningbo betreibt, eine der größten der Welt. Ningbo liegt an der Ostküste Chinas, etwa 150 Kilometer südlich der Metropole Shanghai. Der Jade-Weser-Port unterhält nach eigenen Angaben bereits seit einigen Jahren eine Partnerschaft. Mit einer Tochterfirma, der Zhejiang Seaport Logistics Group, hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr auf einer rund 33.000 Quadratmeter großen Fläche innerhalb des Logistikparks im JadeWeserPort angesiedelt. Die chinesische Hafengesellschaft sieht den JadeWeserPort als Logistikdrehscheibe für den europäischen Hinterlandtransport.

Neben der Verbindung über den Seeweg ist daher zusätzlich eine kontinuierliche Hinterlandanbindung geplant, und zwar per Bahn in rund 27 Stunden von Wilhelmshaven nach Budapest, eine Region, die bislang laut Jade-Weser-Port nicht direkt von Wilhelmshaven aus erreichbar war. Für diese Bahnverbindung soll es demnach bereits eine gute Nachfrage geben. Das Land Niedersachsen sieht in der neuen Direktlinie ein Signal für das Wachstum des Hafens. „Denn ich glaube, wir werden eine gute Auslastung dieses Angebots erreichen“, sagte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Frank Doods. Lieferketten stünden besonders im Fokus von Effizienz und Geschwindigkeit. „Da ist Verlässlichkeit und partnerschaftliches Miteinander ein hohes Gut und die Zeit ein entscheidender Faktor.“ Wilhelmshaven nehme dabei nun eine zentrale Rolle ein. „Das ist wirklich ein großer Gewinn für uns und ich bin überzeugt für beide Seiten.“

Ausgelastet ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen auch rund zwölf Jahre nach seinem Start nicht. Innerhalb von fünf Jahren, so das ehrgeizige Ziel damals, sollte die Kapazität komplett ausgelastet sein und jährlich sollten 2,7 Millionen Standardcontainer umgeschlagen werden. Zuletzt war der Hafen davon weit entfernt. 2023 wurden 531.637 Standardcontainer umgeschlagen.

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