FAZ+Folgen des Kriegs :
„Dann droht Israel zum Entwicklungsland zu werden“

Lesezeit: 4 Min.
Aufforderung zum Rücktritt: Ende März protestieren Menschen in Jerusalem gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu.
Seit Beginn des Kriegs in Nahost ist Israels Wirtschaftskraft eingebrochen. Eran Yashiv, Ökonom der Tel Aviv University, fürchtet, dass das erst der Anfang ist.
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Herr Yashiv, fühlen Sie sich im Alltag in Tel Aviv derzeit sicher?

Grundsätzlich ja. Aber die Lage ist seit dem 7. Oktober angespannt. Der iranische Drohnenangriff im April hat die Unsicherheit erhöht, die Stimmung im Land ist schlecht. Die größte Unruhe entsteht aber im Inneren.

Warum das?

Es herrscht eine große Unzufriedenheit mit der Politik der Regierung. Bei Protesten kommt es immer wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Das macht die Menschen nervös.

Auch der Zustand der Wirtschaft ist nicht gerade beruhigend. Das Bruttoinlandsprodukt ist Ende letzten Jahres um 5,2 Prozent zum Vorquartal eingebrochen. Wie bedrohlich ist diese Krise?

Die Schrumpfung Ende 2023 geht klar auf den Krieg zurück. Sehr viele Menschen, vor allem junge Männer, wurden zum Militärdienst eingezogen. Sie haben in Unternehmen und als Angestellte in Cafés und Restaurants gefehlt. Bis zu 220.000 Menschen, die in der Nähe der Grenzen im Norden und Süden des Landes gelebt haben, mussten zudem fliehen oder haben ihre Wohnorte verlassen. Arbeiter aus der Westbank und anderen Ländern bleiben weg, und der Tourismus ist weggebrochen. Das alles von einem Tag auf den anderen. Die große Frage ist, ob das alles eine einmalige, vorübergehende Sache ist.

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