Vorwurf des Marktmissbrauchs : Kartellamt prüft mögliche Behinderung von 1&1 bei Netzaufbau

Beim schleppenden Ausbau des vierten deutschen Handynetzes durch den Telekommunikationskonzern 1&1 nehmen die Wettbewerbshüter den Konkurrenten Vodafone unter die Lupe.
Im Streit um den schleppenden Aufbau eines eigenen Mobilfunk-Netzes kann 1&1 einen Etappensieg verbuchen. Das Bundeskartellamt kündigte am Freitag an, eine mögliche Behinderung des Unternehmens durch den Rivalen Vodafone und dessen Funkturm-Beteiligung Vantage Towers zu prüfen. „Wir werden uns genau ansehen, ob es gute Gründe für eine Verzögerung bei der Bereitstellung von Antennenstandorten für 1&1 gibt“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt.
1&1 will sich als vierter Mobilfunknetz-Betreiber in Deutschland etablieren. Bis zum Jahresbeginn 2023 hätte der Anbieter 1.000 Antennenstandorte in Betrieb nehmen müssen, tatsächlich waren es aber nur fünf. Das liegt zum großen Teil daran, dass der Infrastrukturanbieter Vantage Towers, der die Masten und Dachstandorte bereitstellt für die Antennen, viel weniger Standorte ermöglichte als vertraglich zugesichert.
Vodafone gehört Infrastruktur
Vantage gehört zu mehr als 80 Prozent Vodafone, also einem anderen Netzbetreiber und somit einem direkten 1&1-Konkurrenten. Der Neueinsteiger aus Montabaur argwöhnte, dass Vodafone seine Finger im Spiel hatte, um den Ausbau des Konkurrenznetzes abzubremsen. Im Februar reichte man Beschwerde ein. Nun prüft das Kartellamt eine mögliche kartellrechtswidrige Behinderung.
Vantage Towers und Vodafone weisen beide den Vorwurf zurück. „Als neutraler und unabhängiger Host bieten wir allen unseren Kunden einen offenen Zugang zu unserer passiven Infrastruktur“, sagt eine Vantage-Sprecherin. Man werde „die Gründe für etwaige Verzögerungen ausführlich darlegen“. Vodafone wies den Vorwurf einer Behinderung zurück. „Wie bereits im Februar angekündigt, werden wir bei den üblichen Verfahrensschritten eng mit den Behörden zusammenarbeiten.“
Beide Firmen betonen, in dem Verfahren mit dem Kartellamt zu kooperieren. Eine 1&1-Sprecherin begrüßte das Vorgehen des Kartellamts: „Die Untersuchung durch die Behörde wird nun Klarheit und Transparenz schaffen.“