FAZ+Bier :
Corona im Harz

Tillmann Neuscheler
Ein Kommentar von Tillmann Neuscheler
Lesezeit: 2 Min.
Das vermeintlich mexikanische Corona-Bier wird jetzt auch in Ostdeutschland gebraut. Gut so!
Merken
Zur App

Der weltgrößte Bierkonzern AB Inbev braut seine vermeintlich mexikanische Biermarke Corona Extra jetzt auch in Deutschland. Die Angestellten in der Hasseröder-Brauerei in Wernigerode im Harz dürften sich freuen. Der Braukonzern hat dafür in den ostdeutschen Standort investiert, die Brauerei zählt nach Aussagen des Unternehmens wieder zu den effizientesten im europäischen Netzwerk des Konzerns. Lange Zeit galt Has­seröder zwar als große ostdeutsche Erfolgsgeschichte, doch die besten Zeiten, als Hasseröder mehr als 2,7 Millionen Hektoliter im Jahr verkauft hat, sind vorbei – mittlerweile sind es nur noch knapp 1,6 Millionen Hektoliter. Wenn freie Braukapazitäten jetzt genutzt werden, um Corona Extra dort zu brauen, sichert das Arbeitsplätze in Wernigerode. Besonders erfreulich: Dort soll Corona nicht nur für den deutschen Markt, sondern auch für angrenzende Exportmärkte produziert werden. Gut, dass die Behörden die Genehmigung dazu erteilt haben, auch wenn Corona-Bier nicht dem deutschen Reinheitsgebot entspricht. Vor einigen Jahren sah die Lage noch anders aus. Damals wollte AB Inbev die Brauereien Hasseröder (Wernigerode) und Diebels (Issum) noch verkaufen. Doch der Konzern fand keine geeigneten Käufer und blies den Verkauf der beiden Standorte im Jahr 2019 ab. Der Abstieg der Diebels-Brauerei dürfte vielen eine Warnung sein. Die in den 1980er- und 1990er-Jahren sehr populäre Altbiermarke hat stark an Strahlkraft verloren. Im vergangenen Jahr strich AB Inbev in Issum die Hälfte der Stellen. Erst vor wenigen Tagen protestierten die Belegschaften der vier deutschen AB-Inbev-Standorte vor der Zentrale in Bremen gegen die Strategie des Konzerns. In ihren Augen vernachlässigt der weltgrößte Braukonzern seine deutschen Traditionsmarken wie Beck’s, Hasseröder, Diebels und Löwenbräu. Tatsächlich scheint der Konzern auch die Marke Beck’s nicht mehr mit einem so hohen Werbebudget zu unterstützen wie früher, als die Marke in der Fernsehwerbung omnipräsent war. AB Inbev setzt inzwischen stärker auf seine globalen Marken wie Corona Extra und San Miguel. Die Marke Corona scheint die Pandemie trotz des Namens gut überstanden zu haben. Wie sich der Absatz in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt hat, darüber schweigen die Biermanager von AB Inbev eisern.

Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
12,80 € jetzt nur 0,99 €

Jetzt Zugang 12,80 € für nur 0,99 € abonnieren?

  • Mit einem Klick online kündbar
  翻译: