Luftfahrt : TUI und Lufthansa wirbeln den Fernreisemarkt auf

Es ist ein Pakt der Großen: Der größte Touristiker und die größte Fluggesellschaft des Landes schließen ein Bündnis. Das bringt Urlaubern mehr Auswahl bei Fernreisen, dürfte den streikenden Piloten aber nicht gefallen.
Fernreiseurlauber bekommen mehr Auswahl. Die Nummer eins der deutschen Luftfahrt, Lufthansa, und der größte Touristiker des Landes, TUI, haben dafür einen Bund geschlossen. Kern des Paktes ist nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Partnerschaft für Fernstreckenflüge zu Urlaubszielen in der Karibik und in Thailand. TUI schickt demzufolge die eigenen Fernreisenden vor allem mit der neu aufgestellten Lufthansa-Tochtermarke Eurowings in die Ferien.
Die Vereinbarung verschafft Eurowings eine Grundauslastung auf neuen Verbindungen von Köln nach Punta Cana in der Dominikanischen Republik, ins mexikanische Cancun, nach Varadero auf Kuba sowie zu den Thailand-Zielen Bangkok und Phuket. TUI schafft es, eine lange angestrebte Expansion voranzutreiben. Die Fernreiseoffensive soll dem größten Reiseveranstalter hierzulande auch im Geschäft mit Überseezielen zur Spitzenposition verhelfen.
Die streikenden Lufthansa-Piloten profitieren hingegen nicht direkt von der mindestens drei Jahre geltenden Vereinbarung. Zum Auftakt fliegt Eurowings mit drei Langstreckenflugzeugen. Zwei Airbus A 330 betreibt Sun Express Deutschland, ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines. Eine Boeing B 767 bringt TUI voraussichtlich aus dem Bestand der britischen Konzernmarke Thomson ein. Auch Kabinenpersonal und Piloten bringen Sun Express und TUI mit. Der Reisekonzern will Beschäftigte der deutschen Fluggesellschaft TUI Fly einsetzen. Diese Konstruktion ermöglicht Eurowings eine erhebliche Kostenreduktion gegenüber dem Niveau des Lufthansa-Mutterkonzerns. Für die von Sun Express betriebenen Flugzeuge ist in der Branche von bis 40 Prozent niedrigeren Kosten die Rede.
Den Lufthansa-Piloten – die vordergründig um Frührentenrechte kämpfen, hintergründig aber gegen das Zukunftskonzept des Konzerns rebellieren – dürften diese Pläne ein Dorn im Auge sein. Und darin dürfte der Grund liegen, warum die in wochenlangen Detailverhandlungen erzielte Vereinbarung nicht groß hervorgehoben wird. TUI bestätigt lediglich allgemein eine engere Kooperation mit Eurowings auf der Fernstrecke. Zu Details will sich der Konzern nicht äußern.
Neben den Lufthansa-Piloten dürfte auch die Gesellschaft Condor zu den Leidtragenden zählen. TUI hatte aus Deutschland bislang im Winter mit einem geliehenen Flugzeug Urlauber in die Ferne geflogen. Einen größeren Teil seiner Kunden buchte der Konzern auf die Flüge der Gesellschaft Condor, die zum Reiseveranstalterkonkurrenten Thomas Cook gehört. Condor hat angekündigt, die eigene Verbindung von Köln nach Kuba nicht mehr fortzusetzen.