Ring-Überwachungskameras :
Immer alles im Blick

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Ring-Chefin Liz Hamren
Liz Hamren will Amazons Überwachungssparte Ring ein neues Image verschaffen. Das könnte gerade im datenschutzaffinen Deutschland relevant fürs Wachstum sein.
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Die Geschichte des Unternehmens Ring ist nicht frei von Skandalen. Der Hersteller von smarten Türklingeln und Überwachungskameras, der in den USA Marktführer und seit 2018 ein Tochterunternehmen von Amazon ist, hat sich immer wieder die Kritik von Bürgerrechtlern eingefangen. Sie fürchten den Überwachungsstaat im Vorgarten. Im April einigte sich das Unternehmen mit der amerikanischen Wettbewerbsbehörde FTC nach Vorwürfen mangelhafter Sicherheit der gespeicherten Videos auf einen Millionenvergleich.

Vor anderthalb Jahren hat nun Liz Hamren die Führung des Unternehmens übernommen. Seitdem setzt die Managerin, die zuvor unter anderem bei Xbox und Oculus gearbeitet hat, alles daran, vom dystopischen Image wegzukommen. Schutz vor Kriminalität rückt mehr in den Hintergrund. Das, sagt Hamren, entspreche einfach der Art, wie Kunden Rings Produkte nutzen. „Wenn Sie jemandem erzählen, dass Sie bei Ring arbeiten, ziehen die Leute ihr Handy aus der Tasche und zeigen Ihnen Videos aus ihrem Leben. Manchmal geht es dabei um Sicherheit, meistens aber nicht.“ Stattdessen seien es Videos von Tieren, die sich im Garten breitgemacht haben, oder Kindern, die über die heimische Kamera mit ihren Eltern bei der Arbeit sprechen. In den sozialen Medien sind lustige Videos mit dem Ring-Wasserzeichen weit verbreitet.

Kontrovers war in der Vergangenheit, dass die amerikanische Polizei über eine App den Zugriff auf Videomaterial anfordern konnte, auch ohne richterlichen Beschluss. Hamren hat diese Funktion in diesem Jahr auslaufen lassen. „Ich glaube nicht, dass die Rolle von Ring sein sollte, in der Mitte zwischen der Polizei und Konsumenten zu stehen“, sagt sie heute. Nutzer sollten selbst im direkten Kontakt entscheiden, mit wem sie Videos teilen.

„Die Polizei hat keinen Zugang“

Auch in Deutschland hatte 2022 das „Handelsblatt“ berichtet, dass Amazon Daten an Ermittlungsbehörden weitergebe, „wenn die Strafverfolgung eine unmittelbare Bedrohung nachweisen kann und die Zeit drängt“. Und heute? Hamren sagt dazu: „Die Polizei hat keinen Zugang zu Ihren Videos“ – mit einer Ausnahme: „Wenn wir eine richterliche Anordnung bekommen, müssen wir der Folge leisten.“ Ring bietet zwar eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an, die ist aber nicht standardmäßig aktiviert – aus Gründen der Nutzerfreundlichkeit, sagt Hamren.

Gerade in Deutschland, wo Datenschutz traditionell ein größeres Thema ist als in den Vereinigten Staaten, könnte die neue Strategie verfangen. Hamren hat globales Wachstum als wichtigstes Ziel ihrer Amtszeit ausgegeben, Deutschland sei „einer unserer wichtigsten Märkte“. Das Marktforschungsunternehmen Statista Market Insights rechnet damit, dass der Markt für Heimsicherheitssysteme in Deutschland bis 2028 auf fast 30 Millionen Nutzer anwachsen wird.

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