FAZ+Juraprofessor im Interview :
Das Examen sollte mehrfach wiederholt werden dürfen

Lesezeit: 6 Min.
Das Juraexamen ist von einer Fixierung auf den Richterberuf geprägt.
Die Rechtswissenschaft hat Nachwuchssorgen. Trotzdem leistet sich das Fach eine Notenskala und Prüfungsregeln, die frustrieren und Studienabbrüche befördern. Juraprofessor Roland Schimmel macht im Interview Reformvorschläge.
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Warum ist das Jurastudium so aufgebaut, wie es sich heute darstellt – mit der eigenen Notenskala und der großen Fallhöhe bei den Examina?

Das Juraexamen, wie wir ihm heute gegenüberstehen, ist ein historisches Produkt, das ungefähr 150 Jahre alt ist. Seither gab es wenige Veränderungen. Schauen wir uns die beiden Examina an, mit denen das Studium idealerweise abschließt, so dienten sie der Rekrutierung einer bestimmten Funktionselite im Kaiserreich. Das System wurde ausgedacht, um zu vermeiden, dass sich der Funke der Revolution in den eigenen Funktionseliten ausbreitet. Also suchte der Staat eine Gruppe von Menschen aus, die dies nicht erwarten ließ, im Blick waren überwiegend männliche Beamtenkinder aus eher katholischem Milieu. Bis in die Fünfzigerjahre hinein blieb das so. Auch wenn die Studentenschaft in Jura heute ein wenig bunter geworden ist, merkt man den Prüfungen heute noch diesen historischen Kern an. Sie sind eine Reproduktionsmaschine von Leuten, die diesen Job schon immer gemacht haben. Damals wurden sie in erster Linie für das Richteramt ausgesucht. Und dieses Phänomen hat bis in die heutige Zeit überdauert: Der Zugang zu fast allen halbwegs attraktiven juristischen Berufen, ob dem des Rechtsanwalts, des Notars, des Staatsanwalts oder eben des Richters, ist an die Befähigung zum Richteramt gebunden. Das heißt: Man muss eine Ausbildung für Richter durchlaufen.

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