Schwedische Akademie verkündet : Annie Ernaux erhält den Literaturnobelpreis 2022

Der Literaturnobelpreis geht an die Französin Annie Ernaux. Das gab die Schwedische Akademie an diesem Donnerstagmittag in Stockholm bekannt.
Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das gab die für die renommierte Auszeichnung zuständige Schwedische Akademie an diesem Donnerstag in der Altstadt von Stockholm bekannt. Sie bekomme den Preis „für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt“, sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe. Man habe sie telefonisch noch nicht erreichen können, sagte Malm.
Auf der sogenannten Longlist für den Preis standen in diesem Jahr 233 Kandidaten – welche Namen darunter sind, wird alljährlich streng geheim gehalten. Wettbüros zählten zuletzt neben Ernaux unter anderen den Franzosen Michel Houellebecq, die Kanadierin Anne Carson und den indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie zu ihren engsten Favoriten. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde auch ein Preis für einen ukrainischen Autor oder die kremlkritische Russin Ljudmila Ulitzkaja für möglich gehalten, die sich seit dem Frühjahr – nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine – in Berlin aufhält.
Vor einem Jahr hatte die Schwedische Akademie den Literaturnobelpreis überraschend an den – bis dahin – relativ unbekannten tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah vergeben. Er wurde „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“ geehrt. Im Jahr davor war der Preis an die amerikanische Dichterin Louise Glück gegangen – auch sie galt vorher nicht als eine der zahlreichen Favoritinnen und Favoriten.
In den vergangenen Tagen waren bereits die diesjährigen Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik und Chemie bekanntgegeben worden. Nach dem literarischen Preis folgt am Freitag die Verkündung des Friedensnobelpreisträgers, die als einzige nicht in Stockholm, sondern in Oslo stattfindet. Die Bekanntgabe in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften rundet den alljährlichen Nobelpreis-Reigen dann am Montag ab.
Dotiert sind alle Nobelpreise in diesem Jahr abermals mit zehn Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie. Umgerechnet entspricht das knapp 920.000 Euro. Verliehen werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).