Martin Amis’ Holocaust-Roman : Lizenz zum Exzess

Der englische Schriftsteller Martin Amis hat einen Roman über Auschwitz geschrieben. „Interessengebiet“ ist umstritten. Wie könnte es auch anders sein?
Die Frage, ob Auschwitz einen Stoff für Unterhaltung abgeben kann, ist längst beantwortet. Und zwar so beantwortet, dass es verharmlosend wäre, von einer Dialektik der Unterhaltung zu sprechen. Denn auch dass wir heute den Massenmord an den europäischen Juden durch Deutsche und ihre Handlanger zumeist als „Holocaust“ bezeichnen, verdankt sich einer Hervorbringung der Unterhaltungsindustrie. Es war keine Wirkung von 1968, sondern eine von 1978. Der aufwühlenden Wirkung des gleichnamigen amerikanischen Fernsehvierteilers, der im selben Jahr vom deutschen Fernsehen gezeigt wurde - in den dritten Programmen! -, wird sogar zugeschrieben, dass der Bundestag im Jahr darauf die Verjährungsfrist für Mord aufhob.