Michael Kraskes „Der Riss“ : Die Mär von den Baseballschlägerjahren

Michael Kraske beschreibt kenntnisreich die ostdeutsche Gesellschaft. Dabei wird er jedoch den westdeutschen Blick nicht los und trifft damit den Nerv eines West-Publikums, dem der Osten bis heute fremd geblieben ist.
Es ist von Vorteil, dass der im Sauerland geborene Journalist Michael Kraske seit fast dreißig Jahren in Leipzig lebt und den Osten sehr gut kennt. Dachte er zumindest, denn sein neues Buch „Der Riss“ ist eine Suche nach Erklärungen für gesellschaftliche Entwicklungen in seiner Wahlheimat, die er immer weniger versteht. Herausgekommen ist ein, so viel vorweg, lesenswertes, nachdenkliches und auch streitbares Werk, das nur den Nachteil hat, den westdeutschen Blick zum Maßstab zu erheben. Das geht schon mit dem besonders ärgerlichen Untertitel los: „Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“. Der Satz dürfte dem Marketing geschuldet sein, weckt im Osten jedoch sofort Erinnerungen an Zeiten, in denen die SED verkündete, alles Böse komme „aus der BRD“.