Wagner-Ausstellung in Berlin : Antisemit, und nun?
Der verheerende Einfluss Richard Wagners auf eine deutsche Politik der Gefühle, seine Rolle bei der emotionalen Mobilmachung militärischer und staatlicher Entscheidungsträger ist seit Langem ein Thema der Forschung. Nora Eckert legte 2003 ihr Buch „Parsifal 1914“ vor, das eindrucksvoll beschreibt, wie die Denkfiguren und sprachlichen Formulierungen der kulturpessimistischen und rassistischen „Regenerationsschriften“ Wagners aus dem Umfeld seines letzten Musikdramas „Parsifal“ in den Rechtfertigungen für den Ersten Weltkrieg wiederzufinden sind. Vier Jahre zuvor hatte der Historiker Stig Förster in seinem Aufsatz „Kunst, Kulturpessimismus und Krieg. Lösungsansätze für das Rätsel von 1914“ die Faszination Wagners auf deutsche Spitzenoffiziere in der Heeresleitung beschrieben, die den Krieg nicht mit militärischer Vernunft planten, sondern nach einem kathartischen Ereignis lechzten, das – wagnerschen Verheißungen folgend – Erlösung und Reinigung im Untergang bringen sollte. Das waren bemerkenswerte Ansätze für eine „Geschichte der Gefühle“, die knallharte soziale Tatsachen schuf.
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