Unbeachtet zu bleiben kann von Vorteil sein. Uschhorod, die Hauptstadt Transkarpatiens, der kleinsten und westlichsten Oblast der Ukraine, wurde in ihrer bewegten Geschichte oft nicht beachtet oder unterschätzt. Im Schatten der Lindenallee am Ufer des flaschengrünen, sanft gebogenen Flusses Usch lebt es sich gut damit. Viele ukrainische Binnenflüchtlinge genießen hier so etwas wie Frieden im Krieg. Ohne jemals umzuziehen, habe seine 1913 geborene Urgroßmutter in neun verschiedenen Staatsformen gelebt, erzählt der Historiker Pavlo Chudisch beim Stadtrundgang den Teilnehmern der „Brücke aus Papier“, die zum jüngsten deutsch-ukrainischen Schriftstellertreffen zusammengekommen sind.