Wulf Herzogenrath wird 80 : Die Bilderwelt im Tropfen
Damals war Video noch Latein. Als Willy Brandt gerade eben nicht mehr Bundeskanzler war, am 6. Juli 1974, wurde in Köln eine Kunstausstellung eröffnet, deren Titel im Zeitalter der gesamtgesellschaftlichen Begeisterung für Bastelarbeiten auch über dem Manifest einer Regierungspartei hätte stehen können: „Projekt ’74“. Die Ausstellung war ein Gemeinschaftsunternehmen der 1967 eingeweihten und 2002 abgerissenen Kunsthalle und des Kölnischen Kunstvereins; mit dem Untertitel „Aspekte internationaler Kunst am Anfang der 70er Jahre“ erhob sie unverhohlen den Anspruch einer Ersatz- oder Gegen-Documenta. Im Kunstverein wurde dem europäischen Publikum der erste umfassende Überblick über die junge Gattung der Videokunst geboten. Der jüngste Teilnehmer war 22 Jahre alt und firmierte damals noch als William Viola.