Restitutiertes Franz-Marc-Bild : „Die Füchse“ werden versteigert

Franz Marcs Gemälde „Die Füchse“, das Gegenstand eines Jahre währenden Ringens um seine Restitution war, kommt bei Christie’s zum Aufruf. Es dürfte einen Rekordpreis erzielen.
Erst gut zwei Wochen sind vergangen, seitdem die Stadt Düsseldorf nach Jahre währenden Auseinandersetzungen Franz Marcs Gemälde „Die Füchse“ an die Erben des 1944 als Emigrant in Chile gestorbenen Vorbesitzers Kurt Grawi restituiert hat. Von 1962 an hatte es zur Sammlung des Museums Kunstpalast gehört, in die es durch Schenkung des Unternehmers Helmut Horten gekommen war. Nun geht alles ganz schnell: Das Auktionshaus Christie's kündigt an, „Die Füchse“ am 1. März in London im Rahmen einer Abendauktion mit zeitgenössischer und moderner Kunst zum Aufruf zu bringen. Die Versteigerung gehört zu einem Reigen von Auktionen, der als „Dialog zwischen Schanghai und London“ Kunden aus Ost und West gemeinsam ansprechen soll. In der chinesischen Metropole hat Christie's erst kürzlich eine neue Dependance mit Ausstellungsräumen eröffnet.
Der Schätzpreis des 1913 entstanden Ölbilds von Franz Marc, das 79,5 mal 66 Zentimeter misst, liegt bei 35 Millionen Pfund. Das ist doppelt soviel, wie Marcs Gemälde „Weidende Pferde III“ von 1910 im Jahr 2008 bei Sotheby's in London erzielte. Damals fiel der Hammer bei 12,34 Millionen Pfund, deutlich über der Taxe von 6 bis 8 Millionen. Bis heute ist es der höchste Preis, der je für ein Werk des 1916 mit Mitte dreißig im Ersten Weltkrieg gefallenen Expressionisten auf einer Auktion erzielt wurde.
Wieder in ein Museum?
„Die Füchse“ dürften diesen Rekord mühelos brechen. Nur wenige Gemälde Franz Marcs befinden sich noch in privater Hand, entsprechend selten tauchen Arbeiten von ihm bei Auktionen auf. „Dies ist ein Bild, das von den weltweit größten Sammlern gejagt werden wird“, sagte der globale Präsident von Christie's, Jussi Pylkkänen. Ein Werk Marcs mit dieser Geschichte und von solcher Qualität sei seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr auf den Markt gekommen, ergänzte der Leiter der Abteilung für impressionistische und moderne Kunst des Auktionshauses, Keith Gill. Das Bild, das zwei einander überlagernde Füchse zeigt, wird vor der Versteigerung in London in New York und Hongkong ausgestellt.
Der Rat der Stadt Düsseldorf hatte Ende April 2021 die Rückgabe beschlossen. Es folgte dennoch ein monatelanges juristisches Tauziehen, bis das Gemälde übergeben wurde. Die im Fall Grawi anspruchsberechtigte Erbin ist hochbetagt. Mit der Restitution war die Stadt Düsseldorf einer Empfehlung der Beratenden Kommission für Raubkunstfälle gefolgt, die nicht unumstritten war. Der Bankier und Unternehmer Grawi war als Jude nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten massiven Repressionen ausgesetzt und zeitweilig im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. 1939 gelang ihm die Emigration nach Chile,1940 verkaufte er „Die Füchse“ in New York. Dass das Bild erst nach der Emigration Grawis im Ausland verkauft worden war, führte zu Kontroversen um die Restitution.