Chagall-Auktionen :
Mehr Zurückhaltung, bei aller Liebe

Von Felictas Rhan
Lesezeit: 2 Min.
Die Sonderversteigerung Marc Chagall bei Kornfeld in Bern lief nicht ganz so gut wie vergangenes Jahr. Dafür sorgten Schweizer Künstler in der Hauptauktion für einen Millionenregen.
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An die Erfolge vom vergangenen Jahr konnte Kornfeld mit seinen parallel zur Art Basel stattfindenden Auktionen mit Moderne, Zeitgenossen und Schweizer Kunst zwar nicht anknüpfen, doch sie lieferten solide Ergebnisse. Wieder fanden alle vierzig angebotenen Werke aus der Sonderauktion „Marc Chagall – Fourty Paintings“ einen Abnehmer – allerdings nicht nur während der Auktion am 17. Juni in Bern, sondern auch im unmittelbaren Nachverkauf; und so wurde die Auktion kein „White Glove Sale“ wie vergangenen Sommer.

Zum teuersten Los der kleinen Offerte aus Chagalls Gemälden, die einen Überblick über die Malerei des russisch-französischen Künstlers von den Fünfzigerjahren an gibt, wurde überraschend die 1971 entstandene Öl-und-Tusche-Arbeit „L’amoureux au profil rouge et l’âne bleu“. Auf den Köpfen des unverhältnismäßig großen Liebespaars im Vordergrund thront Chagalls mystische Ziege, während sich der blühende Lebensbaum samt oranger Sonne stark vom gelben Hintergrund abhebt. Das 38 mal 45 Zentimeter große Blatt reüssierte bei 530.000 Franken, die Schätzung lag bei 300.000. Das ein Jahr vor dem Tod des Künstlers 1984 gemalte „Le peintre aux bouquets“ wurde auf 500.000 Franken gehoben. Es zeigt auf 72 mal 60 Zentimetern den Künstler vor seiner Staffelei, dem beim Malen ein Engel über die Schulter schaut. Im Hintergrund erstreckt sich ein farbgewaltiges Blumenmeer mit typischen Chagall-Symbolen wie dem fliegenden Liebespaar und einem Sonnen-Mond (Taxe 450.000 Franken). Sämtliche Lose kamen marktfrisch aus dem Nachlass der Künstlerfamilie und erzielten ein Gesamtergebnis von 7,9 Millionen Franken – etwas unter der Schätzung, die bei acht Millionen Franken lag.

Auch in der Hauptauktion am 16. Juni nahm Chagall einen prominenten Platz ein. Neun seiner Werke kamen zum Aufruf. Das monochrom blaue Toplos „La grand bouquet sur fond bleu“ von 1978 blieb mit einer Erwartung von zwei Millionen Franken hängen, ebenso zwei Tuschezeichnungen von 1958/59 (60.000) und 1980 (200.000). Das sechs Jahre später geschaffene, düster-rote Gemälde „Maternité dans le ciel du village“ im Format 91 mal 73 Zentimeter lag mit einem Zuschlag bei 710.000 Franken deutlich unter Taxe (eine Million). Dafür sorgten vor allem Schweizer Künstler für einen Millionenregen: allen voran Alberto Giacometti mit der 1958 entstandenen, 80 Zentimeter hohen Bronze „Grand femme assise“ (Guss von 1978, Exemplar von sechs) mit einem Zuschlag bei 5,8 Millionen Franken – die Schätzung lag bei sechs Millionen – und Cuno Amiet mit seinem Bild „Mutter und Kind auf blumenübersäter Wiese“ von 1906. Mit einem Ergebnis von 3,3 Millionen Franken verdoppelte es den bisherigen Weltrekord für ein Werk des Künstlers (Taxe eine Million).

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