Trotz oder wegen Corona? : Rekordjahr für Sotheby’s

Die Pandemie erscheint bei Sotheby’s nicht nur überwunden, sondern als Treiber des Geschäfts: Nie hat das Auktionshaus mehr umgesetzt als 2021.
Nie hat das Auktionshaus Sotheby's in seiner 277 Jahre währenden Geschichte mehr umgesetzt als im zweiten Coronajahr: Nach eigenen Angaben belaufen sich die Verkaufseinnahmen 2021 schon jetzt, bei 20 noch ausstehenden Auktionen, auf satte 7,3 Milliarden Dollar. 6 Milliarden entfielen auf Versteigerungen, 1,3 Milliarden auf Privatverkäufe. Das Gesamtresultat liegt 71 Prozent über dem des Vorjahres, in dem die beginnende Pandemie zunächst lähmend wirkte, und 26 Prozent über dem von 2019.
Allein damit, dass in den ersten Monaten der Covid-Krise nicht ausgegebenes Geld nun in den Markt geflossen ist, will das Auktionshaus sein Rekordergebnis nicht erklären. Sotheby's führt das Resultat zu wesentlichen Teilen auf eine beschleunigte digitale Expansion zurück, auf Online-Auktionen, digitale Angebote und Technologien, mit der große neue Kundengruppen erreicht worden seien: „Junge, techaffine Sammler“, die Luxusgüter wie Handtaschen, Schmuck und digitale Kunstwerke in Form von Non-Fungible Token (NFT) erwerben, hätten das Geschäft befeuert. In Anlehnung an Mark Zuckerbergs angestrebter Transformation von Facebook spricht man auch von Sotheby's inzwischen von einem hauseigenen „Metaverse“.
57 Objekte hat Sotheby's im laufenden Jahr für einen Bruttopreis von jeweils über 15 Millionen Dollar vermittelt. An der Spitze steht ein Gemälde des Renaissance-Künstlers Sandro Botticelli: Sein Porträt eines jungen Mannes, der ein Medaillon hält, wurde bei 89 Millionen Dollar zugeschlagen. Mit Aufgeld zahlte der ungenannte Käufer 92,2 Millionen Dollar. Die Verkäufe im Segment der Alten Meisten summierten sich, so Sotheby's, auf das beste Ergebnis seit zehn Jahren.
Das Spektrum der Rekorde indes ist breit: Es reicht vom teuersten Paar Turnschuhe (Sneaker von Kanye West wurden für 1,8 Millionen Dollar in einem Privatverkauf vermittelt ) bis zu teuersten je versteigerten Geldstück der Welt (eine goldene „Double Eagle“-Dollarmünze von 1933 erreichte 18,9 Millionen Dollar).
Der Löwenanteil des Umsatzes entfiel auf den Handel mit moderner und zeitgenössischer Kunst (insgesamt 4,3 Milliarden Dollar aus Auktionen und Private Sales). In diese Abteilung fiel auch der Rekord für eine Einzelbesitzer-Auktion: Die Macklowe-Kollektion, die wegen der Scheidung des Sammlerehepaars Harry und Linda Macklowe auf den Markt kam, erreichte mit Spitzenwerken unter anderem von Giacometti, Rothko und Twombly insgesamt 676 Millionen Dollar. Vergleichweise bescheiden nimmt sich dagegen das Ergebnis der ersten NFT-Auktion von Sotheby's aus, in der Token für 16,8 Millionen Dollar verkauft wurden, darunter der Quellcode für das World Wibe Web von Tim Berners-Lee für 5,4 Millionen Dollar. Dafür sind auf dem NFT-Markt die Hoffnungen auf Expansion besonders groß.