Nachruf auf Manfred Kohnke :
Der Geschmack an der Macht

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Er ließ auch sprachlich gerne die Korken knallen: Manfred Kohnke, aufgenommen am Rande der Hobbykoch-Weltmeisterschaft am 12. Mai 2006 in der Allianz-Arena in München.
Als Chefredakteur des Restaurantführers Gault-Millau hob Manfred Kohnke die Gastronomiekritik auf ein professionelles Niveau. Nun ist er gestorben.
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Man stelle sich vor, Marcel Reich-Ranicki, der legendäre Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hätte die Rezensionen der Neuer­scheinungen nicht Tag für Tag in die Zeitung gesetzt, sondern ein ganzes Jahr lang gehortet und dann auf einen Schlag herausgebracht, in einem kritischen Wälzer. Oder man male sich aus, Joachim Kaiser, Reich-Ranickis kaum weniger legendärer Münchner Kollege, hätte sich mit einem Opern-Almanach selbständig ge­macht und übers Jahr keinen einzigen „Figaro“ besprochen, sondern auf einen Rutsch die Jahresproduktion sämtlicher Häuser. Verleger und Intendanten hätten jedes Jahr gezittert an dem Tag der Publikation dieser Urteilssammlungen. Und für die an Urteilsbegründungen interessierten Freunde der Künste wäre es ein Festtag gewesen.

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