Freie Presse :
Deutsche Plattform „Dekoder“ ist in Russland unerwünscht

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Der russische Präsident Wladimir Putin und Generalstaatsanwalt Igor Krasnow bei einem Treffen im Kreml
Die deutsche gemeinnützige Plattform „Dekoder.org“ versorgt Menschen in Russland und Belarus mit verlässlichen Informationen aus Europa und der Welt und veröffentlicht unabhängige russische Journalisten und Wissenschaftler. Das passt der russischen Regierung nicht.

Die deutsche Website „Dekoder“ ist von der russischen Generalstaatsanwaltschaft als „unerwünschte Ausländische Organisation“ eingestuft worden. Das journalistische Projekt gehört damit zu inzwischen mehr als 160 Organisationen, die in Russland nicht mehr tätig werden dürfen.

Russische Staatsangehörige, die mit einer „unerwünschten Organisation“ zusammenarbeiten oder diese finanziell unterstützen, müssen mit Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren rechnen. Betroffen sind vor allem Forschungsinstitute sowie gemeinnützige Organisationen wie Greenpeace oder Amnesty International.

Auch aus Russland kommt unabhängiger Journalismus

Das Portal Dekoder veröffentlicht seit 2015 in Deutsche übersetzte Artikel aus unabhängigen russischen oder belarussischen Medien, die teils selbst schon zu „unerwünschten Organisationen“ erklärt wurden und im Exil arbeiten.

Wissenschaftler ergänzen bei Dekoder Texte mit Erklärungen von Themen und Begriffen, die im nicht-russischsprachigen Raum nicht geläufig sind. Russlands Gesellschaft und die Geschehnisse im Land sollen so „entschlüsselt“ (decodiert) werden.

Seit 2019 werden auch russischsprachige Leser in Russland und Belarus unter der Adresse auf dekoder.org/ru mit Informationen aus Deutschland und Europa versorgt. Bereits zwei Mal wurde Dekoder für seine Arbeit mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.

Die Einstufung als „unerwünschte Organisation“ kommt für Dekoder nicht überraschend. In einer Pressemitteilung und auf der Plattform X versichern die Betreiber, die Arbeit trotz neuer Hürden weiterzuführen. Dekoder werde „alles in seiner Macht Stehende tun, um Autorinnen, Autoren und Kontaktpersonen, die sich noch in Russland aufhalten, zu schützen“.

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